Stormarner Tageblatt 09.07.2022
Kunstrasen-Sperrung ignoriert: Oldesloes Verwaltungschef Jörg Lembke übt scharfe Kritik
Fußballer vom VfL Oldesloe sind fassungslos. Während ihr Vereinstraining verschoben werden muss, weil der Kunstrasenplatz nach der abendlichen Vogelschießen-Party gesperrt ist, kicken einige Freizeitsportler dort trotz der Sperrung einfach weiter. Immer wieder werden die Absperrungen der Stadt abgerissen, Schilder entfernt und das durchaus nicht nur von Jugendlichen, die ein wenig gegen das runde Leder treten wollen.
Flatterband und Sperrhinweise entfernt
Die Stadt hängt immer wieder neue Schilder auf und weist auf ihr Hausrecht hin, das erlaubt, die Nutzung des Platzes zu untersagen, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Doch kaum hängt das Flatterband, ist es auch schon wieder abgerissen.
Der Grund für die Sperrung sind Glasscherben, die zum Teil in kleinsten Splittern nach der Party zwischen den Kunstgrashalmen liegen. Manche von ihnen sieht man kaum, sie glitzern aber sichtbar, wenn das Sonnenlicht im richtigen Winkel auf sie fällt. Trotzdem glauben einige offenbar, sie könnten die Situation besser beurteilen als der Bauhof und die Stadtverwaltung. Bürgermeister Jörg Lembke hat kein Verständnis für diese Form der Ignoranz. Es gebe auch keine Möglichkeit, wie man es Vereinsfußballern und vernünftigen Mitbürgern erklären könne, dass ihr Training verschoben wird, während andere munter draufloskicken.
„Es ist immer schade, wenn Menschen sich nicht an die Regeln – und hierzu zählen auch Verbote – halten. Erklären kann man dies niemandem“, sagt der enttäuschte Verwaltungschef. Er empfinde das Verhalten „absolut“ als Zeichen mangelnden Respekts gegenüber städtischen Einrichtungen und Entscheidungen. Es sei ihm aber wichtig zu betonen, dass sich der Großteil der feiernden Jugendlichen am Vogelschießenabend korrekt verhalten habe. Auch das Engagement einiger Oldesloer in den Tagen nach dem Fest, die den Platz ehrenamtlich vom oberflächlichen Müll befreiten, sei vorbildlich und lobenswert.
Eine Absperrung während größerer Feste würde derweil nur dafür sorgen, dass das Problem sich verlagere, sagt Lembke. „Die Jugendlichen wären ja trotzdem da. Sie würden dann auf den Bürgerpark ausweichen“, erklärt der Verwaltungschef. Ein temporärer Zaun sei also kein probates Mittel gegen das Fehlverhalten.
Sinnvoll sei – wenn überhaupt – nur eine dauerhafte Einzäunung, wie sie aktuell auch von immer mehr Sportlern gefordert wird. Allerdings sei diese bereits vor Jahren von der Lokalpolitik ausgeschlossen worden und stehe daher jetzt nicht zur Diskussion.
Sollte es zu einem Unfall auf dem eigentlich gesperrten Kunstrasenplatz kommen, nachdem städtische Schilder und Absperrungen entfernt wurden, könnten privatrechtliche Konsequenzen drohen. „Inwieweit privatrechtlich Haftungskonsequenzen auf einen „Schilderentferner“ zukämen, müsste im Einzelfall geprüft werden“, sagt Bürgermeister Lembke.
„Viel schwerer als mögliche rechtliche Konsequenzen wiegt an dieser Stelle die Verantwortungslosigkeit und Ignoranz von Jugendlichen und Eltern“, sagt Lembke. „Insbesondere die Eltern fördern dieses Verhalten häufig noch und geben damit ein desaströses und extrem negatives Vorbild bezüglich des Einhaltens gesellschaftlicher Regeln“, so der Oldesloer Bürgermeister. Leider sei festzustellen, dass diese Tendenz sich in allen Bereichen der Gesellschaft manifestiere.