Corona: Der Kampf der Kulturszene

Stormarner Tageblatt  01.08.2022

Nach zwei Jahren Pandemie: Stand von 2019 ist noch lange nicht wieder erreicht

Open-Air-Veranstaltungen wie das Pflasterart-Festival kommen gut an, können aber noch nicht an die Zuschauerresonanz von 2019 anknüpfen.  Patrick Niemeier
Open-Air-Veranstaltungen wie das Pflasterart-Festival kommen gut an, können aber noch nicht an die Zuschauerresonanz von 2019 anknüpfen. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Sie klingen mittlerweile fast schon wie Begriffe aus einer fremden Welt „2G,3G oder auch Kontaktdatenerfassung am Eingang“ – doch wer denkt, dass daher in der Veranstaltungs- und Kulturszene alles wieder „normal“ ist, irrt.
Denn die Auswirkungen der – ja auch noch immer nicht beendeten – Corona-Pandemie sind deutlich zu bemerken. „Im Kulturbereich ist es extrem spürbar“, bestätigt Tanja Lütje , Kreiskulturreferentin in Stormarn (kleines Foto).
Es sei festzustellen, dass die Kulturorte, die Kreativen und Organisatoren ihre Programme noch vor der Sommerpause wieder aufnehmen konnten. Es seien durch Verlängerungen einiger Hilfsprogramme und Sonderfonds in diesem Jahr noch finanzielle Unterstützungen auf Bundesebene möglich. Zusätzlich deute sich aber am Horizont bereits an, dass die Steigerungen der Energiekosten die Budgets zusätzlich belasten.

Soloselbstständige Kreative hart getroffen

„Besonders hart trifft es weiterhin viele soloselbständige Kreative. Die Förderungen für sie waren teils gering, sie sind ausgelaufen – einige Kreative sind mittlerweile in andere Berufsfelder gewechselt“, kann Lütje berichten.
Auch zahlreiche Vereine und ehrenamtlich organisierte Kulturschaffende seien noch in der Phase der Regeneration. Auch sie leiden an den Folgen von zwei Jahren Pandemie-Modus. Zum Teil ist das Publikum nicht in der Anzahl zurückgekehrt, wie zuvor gewohnt. Das hat auch finanzielle Folgen.
„Im Netzwerk der Kulturbeauftragten haben alle Kolleginnen und Kollegen über ähnliche Erfahrungen berichtet. Einzig bei Open-Air-Veranstaltungen gibt es Besucherresonanzen, die an die Zeit vor der Pandemie anknüpfen“, so Lütje. Recht erfolgreich verlief zum Beispiel das Pflasterart-Festival in Bad Oldesloe, das aber auch nicht an die Resonanz früherer Jahre herankam.
„Einzelne kleine und größere Fördermaßnahmen die wir im Kulturentwicklungsplan entwickelt haben beziehungsweise weiter entwickeln werden, flankieren die künstlerisch und kreativ Tätigen im Kreis“, sagt die Kulturreferentin.
In der Pandemie sei vielen Menschen die Bedeutung der Kultur im Allgemeinen deutlich geworden. Es seien so auch interdisziplinäre Netzwerke entstanden, die man stärken und ausbauen müsse. Dabei sollte auf das Potenzial der Kultur und ihrer Akteure hingewiesen werden, sagt Lütje. In Stormarn sei unter den Kulturschaffenden in der Zeit der Pandemie ein Netzwerk entstanden, das es zu pflegen und auszubauen gelte.
Krisen werden weiter die Kulturakteure beschäftigen. „Konkret liegt die Klimakrise zur Bewältigung auf der Agenda. Es gilt ja ohnehin in aktueller Situation als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Energie zu sparen – jetzt erfährt das Thema durch den Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und die damit einhergehenden Sanktionen zusätzliche Aufmerksamkeit“, sagt Lütje.
„Die Kultur bildet den Diskurs- und Resonanzraum für gesellschaftliche Fragen und somit auch und vor allem für die aktuellen Themen der Zukunft. Das gilt es im Großen und im konkretem Kleinen zu thematisieren – zu stärken“, sagt Lütje.

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Stormarner Schnappschuss

Stormarner Tageblatt  30.07.2022

Finn Fischer
Finn Fischer

Bad Oldesloe Es geht langsam in Richtung Spätsommer und auf den Bäumen der Streuobstwiese zwischen Bad Oldesloe und Poggensee werden langsam die Äpfel reif. Ein paar Wochen wird es wohl noch dauern. Dann kann dort jeder ernten, der Bedarf an einem schnellen und gesunden Snack hat.
fsf

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Stormarner Wochenschau: Ohne Rücksicht auf Verluste

Stormarner Tageblatt  30.07.2022

Ohne Rücksicht auf Verluste

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Susanne Link, Marcel Nass, Volker Stolten

Strand-Rowdys & Park- Piraten am Nordstrand
Ein schönes Fleckchen Erde ist der Nordstrand am Großensee. Und was idyllisch ausschaut, ist nicht nur bei Einheinischen beliebt, sondern auch bei Erholungssuchenden aus der Region. Doch unter den Strandbesuchern ist auch so mancher Rowdy, der auf die Natur keine Rücksicht nimmt. À la „Nach mir die Sinnflut“ lassen sie Zigarettenstummel, leere Flaschen und die Reste vom Grillen einfach liegen. Hundebesitzer baden mit ihren Vierbeinern im See, obwohl das in einem FFH-Gebiet gar nicht erlaubt ist. Dass es in der Nähe des Strandes keine Parkplätze gibt, hindert die Badegäste nicht, die inoffizielle Badestelle zu besuchen. Sie parken einfach die Anwohnerstraßen dicht oder an der Großenseer Straße, der Landesstraße 92. Mit letzterem hat das Amt Trittau ordentlich Knöllchen-Geld eingenommen. Nun sollen 170 Poller die Park-Piraten aufhalten. Rücksichtslose Besucher wird das nicht aufhalten. Auf welchem Weg sie sich durchschlagen, ist allerdings noch offen.

Tierhaltung bedeutet Verantwortung
In Stormarn gehen die Tierheime auf dem Zahnfleisch. An allen Stellen sind die Kapazitätsgrenzen eigentlich schon lange erreicht. Doch woran liegt das? Es hat den Anschein, als würden immer mehr Tierhalter die Verantwortung unterschätzen, die mit dem Kauf eines Tieres einhergeht. Die Folgen sind dann klar. Viele Tiere werden in Heimen abgegeben oder sogar ausgesetzt – eine Situation, die für Tierschützer unerträglich ist.
Generell sollte es doch klar sein, dass ein Tier wie ein neues Familienmitglied behandelt werden muss. Wer sich einen Hund oder eine Katze zulegt, sollte sich zumindest sicher sein, immer auch einen Plan B zu haben, wenn mal etwas passiert oder sich die Lebensumstände ändern. Ansonsten landen diese Tiere wieder in einem Heim. Kaum vorstellbar, was passiert, wenn diese irgendwann mal keine neuen Bewohner mehr aufnehmen können…

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Derzeit ist nichts wie früher

Stormarner Tageblatt  28.07.2022

Bad Oldesloes Bürgermeister
Jörg Lembke geht motiviert in seine
zweite Amtszeit. Im Sommer-Interview
spricht er über Corona und
Herausforderungen sowie
Auseinandersetzungen und Ziele.

Windenergie-Experte Thomas Sternberg (v.l.) mit Bürgermeister Jörg Lembke und Stadtwerkeleiter Jürgen Fahl auf der Baustelle beim Windpark Schadehorn.  Finn Fischer
Windenergie-Experte Thomas Sternberg (v.l.) mit Bürgermeister Jörg Lembke und Stadtwerkeleiter Jürgen Fahl auf der Baustelle beim Windpark Schadehorn. Finn Fischer
Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke nutzt das Fahrrad auch außerhalb des Stadtradelns im Alltag.  Patrick Niemeier
Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke nutzt das Fahrrad auch außerhalb des Stadtradelns im Alltag. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Nach seiner Wiederwahl als Verwaltungschef in der Kreisstadt stellt sich Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke den Tageblatt-Fragen im Sommerinterview.

Herr Lembke, nach Ihrer Wiederwahl wissen Sie, dass es für Sie im Bürgermeisteramt weitergeht. Welche Projekte wollen Sie jetzt anstoßen, die vielleicht vorher noch in der Schublade lagen?

Es geht zunächst vor allem darum, alle Projekte, die bereits auf den Weg gebracht wurden, umzusetzen. Dazu gehören vor allem der Bau von Wohnraum in Bad Oldesloe, die Erweiterung der Ida-Ehre-Schule, der Verkauf des alten VHS-Geländes, die Neugestaltung des alten „Nickel-Parkplatzes“, die Renovierung der Fußgängerzone und der Hagenstraße, der Bau neuer Sportstätten, die Entwicklung eines neuen Gewerbegebiets, die Digitalisierung der Verwaltung und die Entwicklung eines zukunftsweisenden Konzepts für eine klimaneutrale Stadt.

Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, aber der Umgang hat sich durch diverse Erfahrungen, Impfungen und so weiter verändert. Wie nehmen Sie das in Bad Oldesloe wahr? Ist der Sommer in der Kreisstadt so wie früher?

Derzeit ist nichts wie früher. Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch der Ukraine-Krieg haben vieles verändert. Viele Bürger haben Ängste, die sie äußern und denen wir begegnen müssen. Flüchtlinge benötigen Zuflucht, finanziell Schwache benötigen Unterstützung, ältere Menschen benötigen Zuwendung. Eltern benötigen planungssichere Kinderbetreuung, Menschen wollen warme Wohnungen. Auch wenn nicht alle Aufgaben nur von der Kommune gelöst werden können, ist sie doch immer der erste Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger. Diese Aufgaben sind für unsere Verwaltung extrem herausfordernd und erfordern vollen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Politik macht ja momentan Pause und danach geht es vermutlich in den Kommunalwahlkampf. Was erhoffen Sie sich von den Monaten nach der Sommerpause von der Lokalpolitik? Haben Sie da einen Appell und welche Themen müssen besonders dringend besprochen werden?

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Alarmierung für alle

Stormarner Tageblatt  28.07.2022

Darum will der Kreis Stormarn ein flächendeckendes Netz aus Sirenen

Patrick Niemeier

Spott und Zynismus machten sich nach den letzten Probealarmen und Sirenen-Tests im Internet breit. Ob man den Alarm verschlafen habe oder ob er so leise sei, dass ihn niemand höre, stand da unter anderem. Doch was einige der erstaunten Stormarner in ihren ironischen Kommentaren übersahen oder schlichtweg nicht wussten: Es gibt aktuell gar kein flächendeckendes Sirenen-System mehr im Kreis Stormarn. Ein flächendeckendes Sirenennetz existiere nicht mehr, seit Sirenen im Zivilschutz zur Warnung der Bevölkerung nicht mehr verpflichtend vorgehalten werden müssen und die meisten Feuerwehren ihre Alarmierung auf digitale Meldeempfänger umgestellt haben, hieß es damals als Begründung aus der Kreisverwaltung.
Bis in die 1990er-Jahre wurden die lokalen Feuerwehren mit dem Sirenenalarm zum Einsatz gerufen. Inzwischen erfolgt das über die besagten Meldeempfänger. Die Sirenen erschienen also mehr und mehr sinnlos und wurden deaktiviert oder zurückgebaut. In einigen Städten und Gemeinden seien seit Anfang der 2000er-Jahre gar keine Sirenen mehr vorhanden.

Katastrophe im Ahrtal fördert Umdenken

Doch spätestens mit den Ereignissen im Juli 2021 im Hochwassergebiet rund um Ahrweiler wurde klar, wie wichtig noch immer eine lautstarke Alarmierung abseits von Warnapps und Co. ist. Der fehlgeschlagene Probealarm in Stormarn öffnete den Verantwortlichen im Kreis und in den Gemeinden zusätzlich die Augen, dass etwas geschehen müsse, wie Landrat Henning Görtz sagte. „Wir haben entsprechend ein Gutachten in Auftrag gegeben und planen wieder flächendeckend ein System aufzubauen, das es ermöglicht, dass alle bewohnten Gebiete durch Sirenen alarmiert werden können“, sagt Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter „Sicherheit und Gefahrenabwehr“ beim Kreis Stormarn.
Dazu sollen auch Bundes- und Landesfördermittel eingeworben und genutzt werden. „Wir werden sicherlich nicht jeden letzten, einsamen Hof erreichen können, aber die dichter besiedelte und bewohnte Fläche soll schon wieder durch Sirenen gewarnt werden können“, sagt Rehberg.
Aktuell gebe es 157 Sirenen im Kreis, weiß Rehberg zu berichten. Er gehe davon aus, dass es ungefähr 100 weitere benötige, um wieder ein dichtes, akustisches Netz zu spinnen. „Das passt auch zum 10-Punkte-Plan der Innenministerin“, so Rehberg.

10 Punkte Plan von Sabine Sütterlin-Waack

„Waldbrände, Hitzewellen, Sturmfluten, Hochwasser- und Starkregenereignisse, aber auch Cyber-Bedrohungen träfen Deutschland vermehrt und rückten auch an Schleswig-Holstein heran“, heißt es aus dem Innenministerium des Landes vom 10. August 2021. Daher werde ein 10-Punkte-Plan zum besseren Schutz der Menschen in Schleswig-Holstein auf den Weg gebracht. Gleich der erste Punkt auf dieser Liste ist tatsächlich die bessere Warnung und Information der Bevölkerung bei Gefahr. Rehberg verweist darauf, dass die Maßnahme natürlich mit entsprechenden Budgets hinterlegt sein müsse. „Das wird ein Thema in den Haushaltsberatungen sein“, sagt er. Der Ausbau soll dann so kurzfristig wie möglich erfolgen.

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