Stormarner Wochenschau: Gut gedacht und schlecht gemacht

Stormarner Tageblatt  28.08.2021

Gut gedacht und schlecht gemacht

Antibiotika und das liebe Vieh...                                 Karikatur: Megi Balzer
Antibiotika und das liebe Vieh… Karikatur: Megi Balzer

Guido Behsen, Patrick Niemeier und Volker Stolten

Tadellos
Eine gute Idee bleibt auch in Wahlkampfzeiten eine gute Idee. Das gilt auch für den Vorschlag des CDU-Fraktionschefs im Kieler Landtag, Tobias Koch. Dieser hat angeregt, das Gymnasium Trittau nach dem ersten Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein zu benennen, Theodor Steltzer (1885-1967). Zwei gute Gründe sprechen dafür. Zum einen würde es dem weitestgehend in Vergessenheit geratenen gebürtigen Trittauer, der sich als mutiger Widerständler gegen Hitler ebenso verdient gemacht hat wie als Wegbereiter der Demokratie in der „Stunde Null“, zu später Ehre gereichen. Zum anderen würde die Namensgebung auch dafür sorgen, dass sich die Schülerinnen und Schüler in Trittau und anderswo mit den Werten auseinandersetzen, für die Steltzer unter Einsatz seines Lebens eintrat. Kann es ein positiveres Signal an die junge Generation geben?

Einfallslos
Dinge aufzuwärmen liegt seit geraumer Zeit im Trend: In der Musikindustrie nennt man das Remix – Songs neu arrangiert nochmal auf den Markt zu schmeißen. Beim Film nennt man das Remake. Aber die wenigsten Kopien kommen an die Originale heran. Nehmen wir als Beispiel doch mal den Hit der Weather Girls „It’s Raining Men“. Ein grooviges Stück, das durch die gewaltigen Stimmen der drei Wuchtbrummen so richtig durch Mark und Bein geht. Und dann kommt das Remix von Geri Halliwell, eine der früheren fünf Elfen der „Spice Girls“. Piepsstimme, keine Ausstrahlung. Überflüssig wie ein Kropf!
Nehmen wir beim Film den Klassiker von 1959 „Ben Hur“. Brillant, das Wagenrennen legendär – und das mit den damaligen Mitteln. Ganz großes Kino! Trotz der Technik von heute reicht das Remake „Ben Hur“ bei weitem nicht an das Original heran. Hätte man sich schenken können.
Was im Großen nicht funktioniert, klappt mitunter auch im Kleinen nicht. Nehmen wir einfach mal die Ahrensburger Wochenmarkt-Balkonkonzerte. Seit knapp einem Jahr begleiten Musikerinnen und Musiker die Marktbesucher mit Klängen vom Balkon der Stadtbücherei (heute Vormittag gibt es bereits den 41. Auftritt in drei Meter Höhe. Ab 10 Uhr spielt die Band „Soulbridges“). Klasse, ein originelles Format. Weniger originell ist das Angebot in Bargteheide. Da fand gestern das 2. Wochenmarkt-Konzert statt. Da die Stadtbücherei am Markt allerdings über keinen Balkon verfügt, spielen die (hervorragenden) Musiker dort am offenen Fenster. Irgendwie fade! Auch hier kommt die Kopie nicht ans Original heran. Es wäre besser gewesen, man hätte eine eigene Idee, ein eigenes Alleinstellungsmerkmal gefunden. Es gibt gewiss andere Aktionen oder Projekte von Format, um den Wochenmarkt in Bargteheide zu beleben.

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Beirat für alle Ortsteile nicht machbar

Stormarner Tageblatt  28.08.2021

Bad Oldesloe: Was die SPD im Juni anmerkte, hat die rechtliche Überprüfung der Stadtverwaltung nun bestätigt

Patrick Niemeier

Busanbindungen, ein neuer Treffpunkt, Straßensanierungen und neue Wohngebiete – es gibt viele Themen in den Bad Oldesloer Ortsteilen außerhalb der Kernstadt, die politisch diskutiert werden müssen. Gerade in den letzten Jahren waren es die politischen Diskussionen in den Außenbereichen, die zu zum Teil emotional aufgeladenen Debatten führten. Denn gerade in der Peripherie wird mittlerweile in Sachen Wohn- und Gewerbegebieten viel geplant.
Dabei steht die Befürchtung im Raum, dass der dörfliche Charakter durch zu starke Eingriffe und Neubebauungen verloren gehen könnte. Oftmals erscheint es den betroffenen Bürgern rund um das Kreisstadtzentrum so, als ob ihre Belange nicht gehört werden, wenn es um wichtige und richtungsweisende Entscheidungen direkt vor ihrer Haustür geht.
Daher hatte die CDU Bad Oldesloe eine Idee: Die Gründung eines Beirats für die dörflichen Ortsteile. Aus jedem Ortsteil wäre dann mindestens ein Vertreter in den neu geschaffenen Beirat gewählt worden. Dieser hätte sich dann mit den entsprechenden speziellen Problemen befasst und die Ausschüsse beraten. Es sollte eine gemeinsame Stimme der Ortsteile werden. Eine entsprechende Satzung hätte durch die Stadtverwaltung ausgearbeitet werden müssen, in der die Regularien festgelegt worden wären.
Allerdings wird es beim Konjunktiv von hätte, wäre und könnte bleiben. Wie die SPD schon direkt bei der Antragsstellung der CDU im Juni anmerkte, ist die Bildung dieser speziellen Art eines Beirats nicht möglich. Eine juristische Überprüfung der Gemeindeordnung durch die Stadtverwaltung hat den Einwand mittlerweile bestätigt. Möglich wäre theoretisch rein rechtlich betrachtet ein Beirat pro Ortsteil. Dieser diskutiert Probleme und schlägt gegebenenfalls Lösungen für den jeweiligen Ortsteil vor. Die Gründung solcher einzelnen Beiräte müsste allerdings in der Hauptsatzung der Stadt geregelt werden, erklärt Anna-Lena Wriedt, Sachbereichsleiterin in der Bad Oldesloer Stadtverwaltung, nach Rücksprache mit der Stabsstelle Recht der Kreisstadt.
Es sei dafür allerdings nicht notwendig, dass in jedem Ortsteil ein Beirat bestehe. So könnte es zum Beispiel in Seefeld einen Beirat geben, in Rethwischfeld müsste es aber nicht sein, wenn es nicht gewünscht wäre. Was hingegen die Gemeindeordnung ganz klar nicht hergibt, ist ein Ortsbeirat für alle Ortsteile. Eine weitere Idee hätte es sein können, die Bewohner der dörflichen Ortsteile der Stadt als eine eigene gesellschaftlich relevante Gruppe zu definieren. Denn für gesellschaftlich bedeutsame Gruppen können auch abseits von Ortsteilbeiräten eigene Beiräte gegründet werden.
In Betracht als gesellschaftlich relevante Gruppen kommen zum Beispiel: Senioren, Kinder, Jugendliche oder Menschen mit Behinderungen. Es dürfe dabei nicht um ausschließlich bestimmte Sachbereiche wie Sport oder Naturschutz oder um Einzelinteressen gehen. Was nach Auffassung der Stadtverwaltung daraus folgert ist, dass alleine die geografische Zugehörigkeit zu einem Ortsteil keine ausreichende gesellschaftliche Bedeutung mit sich bringt beziehungsweise ein feststellbares Gruppeninteresse, das sich von dem eines normalen Ortsbeirats unterscheiden würde. Fassen wir zusammen: Ein Ortsbeirat wäre nur pro Ortsteil zulässig. Ein Beirat nach der Definition einer gesellschaftlich relevanten Gruppe kann sich nicht nur aus der geografischen Lage seiner Mitglieder ableiten, sondern würde ein anderes gemeinsames Interesse benötigen, das sich von der Funktion der Ortsteilbeiräte unterscheidet. In der Summe bedeutet das: Die Idee der CDU klingt zunächst verlockend und pragmatisch, ist rechtlich aber nicht mit der Gemeindeordnung in Einklang zu bringen. Damit ist der Vorschlag vom Tisch, wie die CDU auch im jüngsten Hauptausschuss einsah und einen Haken hinter den Vorstoß machen ließ.

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Stormarn um 12 Uhr

Stormarner Tageblatt  28.08.2021

Ann-Sophie Bäht
Ann-Sophie Bäht

Bad Oldesloe Jetzt sind wieder alle möglichen fußläufigen Wege in Richtung Exer und Bürgerpark Bad Oldesloe passierbar. Mit einigen Wochen Verspätung ist die Sanierung der Brücke aus Richtung Restaurant Pinocchio zum Bürgerpark eröffnet worden. Die Arbeiten mussten zwischenzeitlich ruhen, weil notwendige Teile für die Brückensanierung nicht beschafft werden konnten.
nie

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Rund 80 Prozent der Neuinfizierten ungeimpft

Stormarner Tageblatt  28.08.2021

Starker Anstieg in Ahrensburg und Reinbek / Zwei Ämter im Kreis vermelden gar keine neuen Fälle

Bad Oldesloe Die meisten der 98 Corona-Neuinfektionen der vergangenen Woche im Kreis Stormarn entfallen laut dem Gesundheitsamt in Relation auf Ahrensburg mit 23 und 16 aus Reinbek. Diese insgesamt 39 machen zusammen also mehr als ein Drittel aller neuen Fälle aus.
Dahinter folgen dann die Städte Glinde und Bad Oldesloe mit insgesamt zehn neuen gemeldeten Fällen. Weniger Fälle sind es in der Gemeinde Trittau (7), der Gemeinde Oststeinbek (6), der Gemeinde Barsbüttel, der Stadt Bargteheide, der Stadt Reinfeld, dem Amt Nordstormarn und dem Amt Trittau (4) sowie der Gemeinde Großhansdorf (3).
Nur einen neuen Fall meldeten das Amt Siek, die Gemeinde Ammersbek sowie die Gemeinde Tangstedt. Gar keine neuen Fälle gab es im Amt Bad Oldesloe-Land und im Amt Bargteheide Land.
Da die Impfungen vor allem vor schweren und tödlichen Verläufen schützen, sind auch Geimpfte durchaus noch gefährdet sich anzustecken. So ist es auch in Stormarn. Insgesamt 20 der 98 Neuinfizierten waren voll geimpft, teil das Gesundheitsamt mit. Das ergibt im Umkehrschluss aber auch, dass rund 80 Prozent der Infizierten ungeimpft waren.
Außerdem kam es zu fünf nachgewiesenen Neuinfektionen in einen Stormarner Senioren- und Pflegeheim. Die Kitas im Kreis gelten hingegen mittlerweile wieder als coronafrei. Bei 13 positiv Getesteten handelte es sich laut der Kreisverwaltung um Reiserückkehrer.
nie

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DLRG-Vereinsheim ist eine Baracke

Stormarner Tageblatt  28.08.2021

Bad Oldesloe: Lokalpolitiker entsetzt über die heruntergekommenen Räumlichkeiten

Timo Lübben (v.l) und Steffen Buchholz mit Andreas Lehmann und Wilfried Janson im „Vorstandbüro“ der Bad Oldesloer DLRG. Patrick Niemeier
Timo Lübben (v.l) und Steffen Buchholz mit Andreas Lehmann und Wilfried Janson im „Vorstandbüro“ der Bad Oldesloer DLRG. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Es riecht vermodert und verschimmelt, wie in einem seit Jahren nicht belüfteten Keller. Der Holzboden ist uneben und scheint an einigen Stellen leicht nachzugeben. An der Decke sind Verfärbungen zu erkennen, die Fensterläden sind geschlossen, manche lassen sich auch gar nicht mehr öffnen. Das alles klingt nach einem „Lost place“ oder einem Szenario für einen Krimi, aber es handelt sich um das Vereinsheim der DLRG Bad Oldesloe oder genauer gesagt, um die Baracke am Kurpark, die diesen Namen seit Jahrzehnten trägt.
„Wir haben hier manchmal Probleme mit Nagetieren“, sagt Timo Lübben und zeigt auf eine der gelblichen Verfärbungen über den Köpfen der Besucher, die froh sind, dass sie sowieso einen Mund- Nasenschutz tragen müssen.
Faschingsfeten, Vereinsabende, Erste Hilfe Ausbildung, Jugendtreffen? Das alles findet hier seit Jahren nicht mehr statt. Im sogenannten „Vorstandsbüro“ stehen Stühle aus einer alten Essecke. Die Toiletten wirken improvisiert, die kleine Teeküche ist mehr als nur in die Jahre gekommen.
Lübben und sein Vorstandskollege Steffen Buchholz führen Vertreter aus Lokalpolitik und vom Kinder- und Jugendbeirat durch die Räumlichkeiten. Das hatten ihre Vorstandsvorgänger vor fünf Jahren schon mal gemacht, voller Hoffnung, dass sich an der Situation etwas ändern würde. „Es hat durchaus Gespräche mit der Verwaltung gegeben. Doch dann waren Lösungen zu teuer oder unpraktikabel und dann passierte erstmal wieder nichts“, sagt Buchholz. An eine geregelte Jugendarbeit für den Verein mit rund 350 Mitgliedern sei schon lange nicht mehr zu denken. Für Erste-Hilfe-Kurse ist die Baracke ohnehin nicht geeignet, weil es keine Behindertentoilette gibt. Das gesamte untergestellte Material leidet außerdem unter der Feuchtigkeit.
„Es ist mir unangenehm, ja peinlich, was ich hier sehen muss. Ich schäme mich als Lokalpolitiker. Es muss sich kurzfristig etwas tun“, sagt der partei- und fraktionslose Stadtverordnete Andreas Lehmann, bevor er bittet lieber wieder vor die Tür zu gehen.
Er hoffe darauf, dass man sich sozusagen einigen könne: Die Rettungsschwimmer übernehmen nächstes Jahr die Wochenend-Wachdienste am Poggensee. Im Gegenzug könne man dort die 250.000 Euro für den Dienstleister und sonstige Kosten einsparen. Wenn man das auf zwei Jahre rechne, wären schon 500.000 Euro für ein neues Vereinsheim drin.
Ganz so einfach sieht es Matthias Nordmann (CDU) nicht. „Poggensee und Vereinsheim sollten nicht in einen Topf geworfen werden. Aber da sieht man, wohin die politische Diskussion gehen könnte“, sagt Nordmann. Die Notwendigkeit, dass die DLRG ein anderes Vereinsheim benötige, sei allerdings unumstritten. Gerade nach den Shutdows müsse für Jugendliche die Möglichkeit gegeben werden, sich einzubringen, zu engagieren und zu treffen. „Auch wenn unser Kerngeschäft sozusagen das Rettungsschwimmen und der Rettungssport ist, bieten wir ja auch Dinge an, bei denen die Menschen einfach nur zusammenkommen“, sagt Buchholz. Vertreter des Kinder- und Jugendbeirats bestärkten ihn darin. „Hier ist leider nicht der Ort, an dem wir etwas Attraktives anbieten können“, ergänzte Lübben. „Dabei sollte es ja durchaus von Interesse sein, dass es gute Angebote gibt. Dann sind einige Jugendlich hier, bevor sie vielleicht am Exer randalieren.“
Wichtig ist es der DLRG zu betonen, dass sie Unterstützung braucht und keine Forderungen aufstellt. Und sehr gerne würde sie auch an Wochenenden ehrenamtlich Wachdienste am Poggensee in der Zukunft übernehmen. „Es ist ja nicht so, dass wir uns hier in der Stadt nicht einbringen wollen. Ganz im Gegenteil“, sagt Buchholz. Auch Wilfried Janson von den Grünen hofft, dass die DLRG sich in den nächsten Jahren am Poggensee einbringen werde. Ein Freibad ohne Eintritt und dafür nur Wachdienste am Wochenende sei denkbar. Aber auch er betonte, dass es vor allem auch losgelöst davon eine Lösung geben müsse, wo der Verein seine Ausbildung und Aktionen durchführen könne.
Eine Möglichkeit sei das alte Kurbad direkt neben dem Travebad. Die Lokalpolitiker vor Ort waren sich einig, dass dieses sowieso saniert werden muss. Wenn das abgeschlossen sei, sei es eine gute Option für die DLRG. Doch das könnte noch Jahre dauern. Lösungen müssen allerdings kurzfristig her. Denn fest steht, dass die Baracke am Kurpark auch durch eine Sanierung nicht zu retten wäre.

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