Patrick Niemeier
Die Corona-Pandemie ist gefühlt mittlerweile auch eine Pandemie der Zahlen und Statistiken geworden. Doch hinter den Zahlen stehen Schicksale und Menschen. Und wie die Situation sich tatsächlich darstellt, sieht man vor allem in den Kliniken.
In letzter Zeit war häufig in öffentlichen und politischen Diskussionen die Rede davon, dass es die Hauptsache sei, dass die Intensivstationen nicht kapitulieren müssen. Daher sei der Inzidenzwert nicht mehr so entscheidend. Long-Covid und schwere Verläufe der Erkrankung gerieten dabei scheinbar aus dem Fokus, was von vielen Gesundheitsexperten kritisiert wurde.
Doch wie ist die Situation in den Kliniken im Kreis Stormarn eigentlich? Und wie werden die aktuellen Maßnahmen eingeschätzt? Welche Zahlen könnten maßgeblich für Entscheidungen sein? Und wie sollen sich Ungeimpfte verhalten? Wir fragten in den Stormarner Kliniken St. Adolf Stift Reinbek und Asklepios-Klinik Bad Oldesloe nach.
Zahl der Patienten nimmt in Reinbek langsam zu
„Die Inzidenz steigt momentan wieder stark an, folglich wird auch die Zahl der schwer Kranken und auch der Todesfälle zumindest unter Ungeimpften ansteigen. Auch in unserem Haus nimmt die Anzahl der Covid-Patienten wieder langsam zu, momentan behandeln wir aber keine schwer Erkrankten, also keinen Covid-Patienten, auf unserer Intensivstation“, erklärte Andrea Schulze-Colberg, Pressesprecherin des St. Adolf Stifts am Freitag, 27. August.
Es sei wichtig, dass die Menschen darauf achten, dass weder sie selbst, noch in ihrem Umfeld jemand schwer an Covid-19 erkranke. „Das geht am besten mit einer Impfung, wie zum Beispiel die aktuellen Daten des Hamburger Senats von über 900.000 geimpften Hamburgern zeigen. Danach gibt es Impfdurchbrüche nur im Promillebereich und keine schweren oder tödlichen Verläufe unter Geimpften“, sagt Schulz-Colberg.
Es wäre ein Fehler zu warten, bis die Krankenhäuser an ihre Grenzen stoßen. Maßnahmen müssten daher schon früher eingeleitet werden, bevor es zu einem Anstieg von Intensivpatienten und Todesfällen komme. Ein Indikator könne der Anstieg der Hospitalisierungen sein.
„Unserer Meinung nach wäre ein wichtiger Indikator auch, dass die Gesundheitsämter als Teil der medizinischen Versorgung in ihrer Auslastung mitberücksichtigt werden. Denn wenn Kontakte nicht mehr zeitnah nachverfolgt werden können, steigt die Inzidenz um ein Vielfaches, weil die Infektionsketten nicht rechtzeitig unterbrochen werden“, erklärt Schulz-Colberg die Haltung des St. Adolf Stifts. Auch wenn die Anzahl schwer an Covid19 Erkrankter und der Todesfälle bezogen auf die Inzidenz-Zahlen wegen der relativ hohen Impfquote geringer sein sollte als vor einem Jahr, gelte es nicht nur „Krankenhäuser zu entlasten“, sondern mit den Maßnahmen Menschenleben zu retten.
Klar sei, dass das Impfen die wichtigste Maßnahme in der Pandemie sei. Aber auch die bekannten Abstands- und Hygiene-Regeln sollten weiter befolgt werden.
„Es gibt nur sehr wenige Gründe, warum sich Personen dauerhaft oder vorübergehend nicht impfen lassen sollten. Gerade chronisch schwer Erkrankte haben ein besonders hohes Risiko eines schweren Verlaufs oder Tod durch Covid-19, darum sollten sie sich unbedingt nach Beratung durch einen erfahrenen Arzt impfen lassen. Dazu raten auch die entsprechenden Fachgesellschaften“, sagt Schulz-Colberg.
Allergien gegen einen der bekannten Inhaltsstoffe seien eine Kontraindikation. Allerdings könne dann in der Regel auf einen anderen Impfstoff ausgewichen werden.Allgemeine Allergien wie Heuschnupfen seien grundsätzlich kein Grund sich nicht nach individueller ärztlicher Beurteilung und Beratung impfen zu lassen. Aktuell sei die Corona-Situation im St. Adolf Stift noch zahlenmäßig relativ entspannt. „Bislang haben wir im St. Adolf-Stift erst sieben Patienten in der vierten Welle seit Ende Juli stationär aufgenommen, aktuell versorgen wir drei Patienten auf der Isolierstation und keinen auf der Intensivstation“, erklärt die Pressesprecherin. Weiterlesen...