Patrick Niemeier
Wut, Enttäuschung, Frust und Unverständnis nach erneutem Vandalismus in der Bad Oldesloer Innenstadt. Die bunten Bänke der Wirtschaftsvereinigung, sind nach nur zwei Tagen wieder aus dem Stadtbild verschwunden. Der Grund: nächtliche Zerstörungswut. Die aufgestellten Bänke waren in der Nacht auf Sonntag, 12. September, aus ihren Verankerungen gerissen worden.
„Natürlich hatten wir uns das ganz anders vorgestellt. Man ist wütend. Aber auf solche Ideen verzichten, ist ja auch nicht die Lösung“, sagt Nicole Brandstetter, Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe, die mit ihrem Team die bunten Bänke erst Ende der Woche aufgebaut hatte.
Das bunte Innenstadt-Mobiliar soll eigentlich gleich mehrere Zwecke erfüllen: es ersetzt die „normalen“ Bänke temporär, während die Stadt diese saniert, außerdem soll die Aufenthaltsqualität erhöht werden.
Unternehmen vom Autohändler über den Buchhandel bis zur Apotheke werben zum Teil mit den aufgemalten Motiven für ihre Dienstleistungen oder ihr Sortiment. Am Ende der Aktion können die Unternehmen die Bänke dann behalten oder sie für einen guten Zweck versteigern – zumindest war das der Plan. Das Hospiz „Lebensweg“ hatte bereits Interesse an einer Bank angemeldet.
Doch gleich in der zweiten Nacht rissen bisher Unbekannte die Innenstadtmöbel aus ihren Verankerungen. „Ich bin selten sprachlos. Aber heute bin ich es. Ich bin traurig. Man muss sich schon Gedanken machen, wenn das in so großem Stil gemacht wird“, sagt Angela Dittmar von der Wirtschaftsvereinigung. Die sonst so quirlige Kauffrau, die viele Jahre das „Preisparadies“ mit ihrem Mann leitete, wirkte ernsthaft betroffen.
Die Polizei nahm die Fälle von sinnlosem Vandalismus auf. „Wir finden, dass das auch wichtig ist, um deutlich zu machen, was hier passiert. Und für die Versicherung benötigen wir das auch“, sagt Brandstetter.
Die generelle Entscheidung bei den Organisatoren zur Fortsetzung des Projekts fiel schnell. „Die Bänke werden erstmal alle wieder abgebaut. Wir müssen prüfen, ob die Sicherheit noch gewährleistet ist, schauen ob es Schäden gibt und absprechen, ob wir sie wieder aufstellen und besser absichern können. Das ist so bitter“, sagt Dittmar.
Man wolle etwas Schönes für die Stadt machen und es werde einfach ruiniert. Viel ehrenamtliche Zeit sei in das Projekt geflossen.
Gebaut wurden die Bänke von Sven Niemann und Sven Oberkofler, die beide bei Minimax in Bad Oldesloe arbeiten und in ihrer Freizeit zusammen gerne Holzmöbel entwerfen und herstellen. Die Stellplätze in der Stadt wurden per entsprechender Vereinbarungen durch die Wirtschaftsvereinigung angemietet.
Brandstetter und Dittmar kennen sich zu ihrem Leidwesen mit Vandalismus in Bad Oldesloe schon zur Genüge aus. Kaum ein Projekt kam bisher ohne vorsätzlich verursachte Schäden aus.
Im Rahmen ihrer Kampagne „Ich bin für Einkaufen in Bad Oldesloe“ waren die Foto-Blumentaschen mehrfach umgeworfen und zum Teil bemalt und besprayed worden. Eine riesige Einkaufstüte, die als Werbefläche aufgestellt worden war, wurde aufgeschlitzt und schwer beschädigt.
Anwohner aus der Innenstadt berichteten mit Bezug auf die Bänke, dass sie am Sonnabend bereits Jugendliche gesehen hätten, die daran gerüttelt und auch dagegen getreten hätten. In letzter Zeit waren zudem immer wieder Wahlplakate abgerissen worden.
Dass es ein Problem mit nächtlichem Vandalismus in der Innenstadt gibt, ist allgemein bekannt. Auch dass es ein Problem mit einigen Jugend-Cliquen im Stadtbild gibt. „Es ist müßig, da jetzt zu spekulieren. Wir wissen nicht, ob es in der Nacht Jugendliche waren. Fakt ist, dass mit roher Gewalt vorgegangen wurde. Das ist kein simpler Streich. Da war ordentlich Kraft dahinter“, sagt Brandstetter.
„Es ist wahnsinnig schade. Ich habe die Bänke in aufgebautem Zustand noch nicht einmal sehen können, kenne sie nur von Fotos“, sagt Stadtsprecherin Agnes Heesch. „So viel Mühe, so viel Einsatz und dann wird das einfach so zerstört“, führt sie weiter aus. Für die Wirtschaftsvereinigung täte es ihr einfach wahnsinnig leid. Auch ein Bushaltestellen-Schild und diverse Wahlplakate wurden in der Nacht auf Sonntag in der Oldesloer Innenstadt zerstört. Ob ein Zusammenhang besteht, ist noch nicht klar. Auch von den Tätern fehlt noch jede Spur.
Die Wirtschaftsvereinigung möchte positiv bleiben. „Unser Ziel ist es, eine Möglichkeit zu finden, die Bänke wieder aufzustellen. Aber wie das passieren kann, müssen wir mit der Stadt besprechen. Sie müssen offenbar besser gesichert werden“, sagt Brandstetter.