Patrick Niemeier
Neugierig schaut der Instagram-Star aus seinem Liegestuhl am Oldesloer Stadtstand zu, wie sich die Hochzeitsgesellschaft direkt neben dem kleinen Imbiss an den Fotowänden ablichten lässt. Währenddessen drehen Teenager ihre Runden auf dem Pumptrack und Sportler bewegen sich am Kletterturm in Richtung Baumwipfel am Kinderrechtepark. So könnte es in ein paar Jahren am Bürgerpark und Exer in Bad Oldesloe zugehen. Zumindest in der Vorstellung von Bürgermeister Jörg Lembke und seinen Verwaltungsmitarbeitern. Das Problem daran ist – offenbar scheinen sie mit dieser Idee alleine zu sein – komplett alleine.
So einig wie selten bügelten alle Fraktionen im Bau- und Planungsausschuss einen entsprechenden Vorstoß von Lembke ab. 200 000 Euro sollten für ein förderfähiges Gutachten bereitgestellt werden, das unter anderem die historischen Grundlagen rund um Exer und Bürgerpark umfangreich darlegen sollte. Daraus sollte sich dann ein städtebauliches und freiraumplanerisches Gesamtkonzept für den Bereich entwickeln. Dem Antrag war auch ein Bürgerparksplan von 1933 beigefügt, der zeigen sollte, dass der Exer damals noch nicht durch die B75 geteilt wurde. Alle Veränderungen sollten den möglichen Zirkus- und Eventbetrieb sowie das Parken auf dem Exer nicht einschränken. Daher benötige es eben ein cleveres Gesamtkonzept. „Ich weiß gar nicht was das alles soll. Das klingt nur nach „nice to have“ und so als wolle der Bürgermeister uns die Ideen für die Neunutzung der Bürgermeisterinsel neu verkaufen, die wir abgelehnt haben“, sagte Hans-Hermann Roden (SPD). Andere Fraktion fanden die Argumentationsgrundlage für ein Gesamtkonzept, dass der Bürgerpark früher nicht durch die B75 getrennt gewesen sei, „eher abenteuerlich“. Dass ein Plan von 1933 beigelegt wurde, mache das nicht besser. Anita Klahn (FDP) sah gleich mehrere Tücken. „Ein neuer Zaun für den Kunstrasenplatz klingt so, als wenn der Platz dann vielleicht doch nicht mehr immer öffentlich zugänglich ist“, sagte die Liberale. „Ich verstehe nicht, warum wir ein gastronomisches Angebot schaffen sollen. Es gibt doch direkt in der Nähe mehrere Restaurants. Wollen wir denen jetzt das Leben schwerer machen?“, frage sie sich. Die Grünen machten klar, dass es keine erneute Diskussion rund um die Bürgermeisterinsel geben werde. Es sei entschieden, dass diese genau wie die Uferbereiche der Trave der Natur erhalten bleibe.
Und so setzten sich die Urteile quer durch die Politik fort. Sie reichten von „total unnötig“ bis „ohne Grundlage“. Das bedeute nicht, dass man nicht über einzelne Projekte sprechen könne, aber der Umfang der vorgeschlagenen Planungen sei komplett überdimensioniert. „Es steht ja sogar im Antrag, dass der Bürgerpark nicht komplett überplant werden soll, wozu braucht man dann bitte ein teures Gesamtkonzept?“, wunderte sich Klahn. Das Thema dürfte damit tatsächlich beerdigt sein. In den vergangenen Jahren waren Exer und Bürgerpark bereits aufgewertet worden. So wurde nach langer Diskussion das Skateland erweitert, der Kunstrasenplatz wurde eröffnet und es entstand ein Outdoor-Fitness Bereich, die ersten Wohnmobilstellplätze sowie ein Schachfeld.
Schon länger gibt es den Kinderrechtepark, den Jugendtreff neben der Loge und den Dirt-Park auf der anderen Straßenseite. Seit Jahrzehnten existiert außerdem der Minigolf-Platz direkt neben der Kunstrasen-Anlage. Dass die Hochzeitsketten vom Marktplatz in den Bürgerpark umziehen sollen, ist schon länger im Gespräch. Die Idee die Bürgermeisterinsel umzugestalten, war bereits im Vorjahr in der Politik auf wenig Gegenliebe gestoßen. Seitdem das Angebot am Exer und Bürgerpark erweitert wurde, ist der Bereich zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Für Kritik sorgen allerdings auch der damit gestiegene Vandalismus und nächtliche Partys auf dem Kunstrasenplatz.