Stormarner Tageblatt 18.09.2021
Von Vandalen und Visionen
Patrick Niemeier und Susanne Link
Schuldfrage
Ein bekanntes Sprichwort lautet „Gelegenheit macht Diebe“. Es suggeriert, dass man an einem Diebstahl auch ein klein wenig Mitschuld haben kann, weil man die Gelegenheit dafür geboten hat. Und wie sieht das bei Vandalismus aus? Dass die Dekobänke in der Bad Oldelsoer Innenstadt mitten in der Nacht nicht einfach alle gleichzeitig zufällig aus Versehen umgestoßen wurden oder von alleine aus ihren Verankerungen gesprungen sind, dürfte unstrittig sein. Es war schließlich kein Tornado durch die Oldesloer Fußgängerzone getobt. Die Ermittler der Polizei sind sich aber noch nicht ganz einig, ob es Sachbeschädigung oder eher versehentliche Sachbeschädigung gewesen sein könnte. Denn – so heißt es – die Bänke seien nicht sonderlich gut befestigt gewesen. Das könnte natürlich dazu geführt haben, dass man sich auf die Dekobänke der Wirtschaftsvereinigung setzte und versehentlich mit der Bank umkippte. Okay, dieser Theorie könnte man folgen, wenn es denn nur eine Bank betreffen würde. Aber dass alle Bänke gleichzeitig in einer Nacht versehentlich umkippen, ist – bei allem Respekt den neutralen Ermittlungen gegenüber – eher unwahrscheinlich. Aber hier kommen wir zu dem Thema mit der Gelegenheit. Die eine Option, der die Polizei bei ihren Ermittlungen nachgeht, ist natürlich durchaus denkbar. Es ist die, die davon ausgeht, dass die erste Bank versehentlich umgestoßen wurde. Dabei könnte dann bemerkt worden sein, wie einfach das geht und somit könnte das die Art Einladung alias „Gelegenheit“ gewesen sein. In der Folge wurde es bei anderen Bänken versucht. Klar, es wäre dann irgendwie nur eine Art Streich, denn groß ist der Sachschaden nicht. Dass man aber beim Aufstellen von Deko-Bänken, Blumenkübeln, Fotowänden, Kunstwerken und Plakaten in der Fußgängerzone immer gleich im Hinterkopf haben sollte, dass diese auch eine Gelegenheit für Vandalismus sind, ist irgendwie schon traurig. Da hilft dann nur, die Bänke lieber gut abgesichert und geschützt, auszustellen, so wie es unsere Karikaturistin sieht.