Patrick Niemeier
Die Bohrer sind deutlich durch die Fußgängerzone zu hören und das Geräusch kann auch als ein Signal verstanden werden. „Wir machen weiter“, sagt Nicole Brandstetter, Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe, während sie gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Vereinigung die Deko-Bänke in der Fußgängerzone wieder aufstellt. Pünktlich zum verkaufsoffenen Sonntag schmücken sie so wieder die Innenstadt.
„Wenn mich morgen wieder jemand anruft, weil es Vandalismus an unseren Bänken gab, dann drehe ich aber etwas durch“, sagt sie und lacht.
Genau vor einer Woche waren die Bänke in der Nacht umgestoßen worden. Daran, dass das mutwillig und nicht versehentlich geschah, besteht aus Sicht der Vereinigung absolut kein Zweifel. Enttäuscht sei man daher von der Reaktion und Aussagen der Polizei.
„Ich muss schon sagen, dass wir etwas fassungslos sind, dass es sozusagen hieß, dass es vielleicht daran lag, dass die Bänke nicht gut befestigt waren, dass es aus Versehen geschehen sein könnte oder die Bänke womöglich fast von alleine umgefallen sind“, sagt Brandstetter. Es gebe absolut keine Möglichkeit, dass die Bänke durch leichtes Rütteln umgefallen seien. „Wir haben das vorher getestet“, sagt Brandstetter. Dass man von der Polizei offenbar nicht ernst genommen worden sei, hinterlasse ein komisches Gefühl. „Man muss Vandalismus als solchen benennen“, sagt sie.
Man habe zu hören bekommen, dass die Bänke beim Eintreffen der Polizei ja nicht umgestoßen vorgefunden worden seien, sie aber nicht befestigt gewesen wären. „Das ist ja auch klar, wenn vorher die Befestigungen rausgerissen wurden und Passanten die ersten Bänke wieder aufrichteten, wie wir wissen“, sagt sie.
Dass man dann seitens der Polizei suggeriert habe, dass die Bänke durch die Anbringung ein Sicherheitsrisiko seien, habe in der Vereinigung viele Fragezeichen hinterlassen. „Wir wurden nicht informiert und die Bänke wurden auch nicht abgeflattert. Wenn die Behörden glaubten, dass die Bänke unsicher seien, hätten sie sofort tätig werden müssen und nicht warten, bis wir die Bänke abbauen“, sagt sie.
Für sehr viel Verwirrung habe auch die Frage nach der Zuständigkeit geführt. Die Polizei habe gesagt, dass das Ordnungsamt die Bänke hätte kontrollieren müssen, das Ordnungsamt widerspreche dieser Aussage. Mit dieser Antwort sei sei man wieder zur Polizei gegangen, die zurück ans Ordnungsamt verwies. „Mittlerweile habe ich es schriftlich, dass das Ordnungsamt die Aufstellung nicht offiziell abnehmen muss“, sagt die Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung. Alle notwendigen Genehmigungen habe man natürlich.
Die aktiven Helfer hätten nach dem ersten Aufbau eindeutig geprüft, ob die Bänke umstürzen könnten. „Selbst wenn da drei Personen drauf gesessen haben sollten oder leicht übergewichtige Personen, wären die Bänke nicht umgestürzt. Dafür waren sie alle gut genug befestigt“ sagt Brandstetter. Es könne als nur Vorsatz dahinter gesteckt haben.
Polizeisprecherin Jacqueline Fischer sieht die Situation etwas anders. „Die Kollegen haben vor Ort festgestellt, dass die Bänke zum Teil sehr schlecht befestigt waren. Wir sind keine Sachverständigen, aber das Bild, das sich vor Ort gezeigt haben soll, war so, dass die Anbringung nicht sachgemäß erschien“, erklärt die Polizeisprecherin.
Sie sei in einer Veröffentlichung allerdings auch unglücklich verzerrt zitiert worden, möchte Fischer klarstellen. „Ich habe nie gesagt, dass wir nicht in Richtung Vandalismus ermitteln oder dass Vandalismus ausgeschlossen sei. Es liegt ja auch eine entsprechende Anzeige vor“, sagt Fischer. Es sei nur so, dass man als Polizei jetzt natürlich in alle Richtungen neutral schaue und dass die nicht-professionelle Anbringung halt ein Schwachpunkt gewesen sei.
Ob beim Umstürzen der Bänke Vorsatz oder Versehen vorliege, sei nicht so einfach zu bewerten. Denkbar sei es laut der Polizisten vor Ort auch, dass die Anbringungen sich gelöst habe. „Wenn sich dann da jemand draufsetzt und vielleicht etwas ruckelt, dann stürzt so eine Bank um. Das müssen auch keine Jugendlichen oder Halbstarken gewesen sein“, sagt Fischer.
Brandstetter hofft jetzt, dass sich die Vorfälle nicht wiederholen. Denn der Vandalismus habe den Ehrenamtlern viel mehr Freizeit als für das Projekt geplant gestohlen. „Es ist auch egal, wie viel bei sowas kaputt geht oder wie das Motiv war. Es ist schlimm, dass es passiert“, sagt sie. Sie wolle auch nicht bei allen Aktionen in der Innenstadt quasi gleich mögliche Beschädigungen mit einrechnen und im Hinterkopf haben müssen.
Dass Bad Oldesloe generell ein Problem mit nächtlichem Vandalismus hat, zeigte sich derweil auch dieses Wochenende wieder. Zahlreiche Wahlplakate waren beschädigt und heruntergerissen und in der Trave lagen zwei Fahrräder, die offenbar von der Brücke geworfen wurden.