Guido Behsen und Grischa Malchow
Baustelle I
So etwas kennt man sonst nur vom Polterabend: Etwas geht zu Bruch und die Leute feiern. Als zu Beginn der Woche der Abriss des alten Nickel-Kaufhauses in der Bad Oldesloer Innenstadt begann, übertönte die Arbeit des Baggers das Gläserklingen. Endlich geht es dem Schandfleck am Tor zur Fußgängerzone an den Kragen bzw. die Mauern. Nach fünf Jahren, in denen das Projekt immer wieder in Angriff genommen werden sollte, aber die Stadt keine Einigung mit den bisherigen Eigentümern erzielen konnte, ist die Erleichterung nun verständlicherweise auf beiden Seiten groß. Doch einen Grund zu feiern gibt es erst, wenn feststeht, dass die Chance, die sich städtebaulich auf dem Filet-Grundstück ergibt, auch genutzt wird. Zunächst einmal wird das frei werdende Areal – ganz nüchtern – als Parkplatz und Ausweichfläche für den Wochenmarkt genutzt. Alles weitere muss ein Realisierungswettbewerb und die politische Debatte ergeben. Bis klar ist, worauf sich Bad Oldesloe freuen kann, bleibt der Champagner im Kühlschrank.
Baustelle II
Am liebsten würde er sofort loslegen, hatte der etwas überraschende Sieger der Bürgermeisterwahl in Ahrensburg, Eckart Boege, nach seinem Erfolg verraten. Doch er wird seine Euphorie im Zaum halten müssen. Der aktuelle Verwaltungschef Michael Sarach hatte im Vorfeld der Wahl angekündigt, in jedem Fall bis zum Ende seiner Amtszeit weiterzumachen. Dann hat er jetzt die Chance auf einen fulminanten sechsmonatigen Endspurt, bei dem vor allem die Erreichbarkeit und der öffentliche Auftritt des Rathauses im Fokus stehen sollten. Beides ist einer Stadt von rund 34.000 Einwohnern kaum würdig. Eckart Boege hatte diese Baustelle im Wahlkampf übrigens auch ausgemacht.
Mehr Fairness
Die Oldesloer Musikschule ist für Musikbegeisterte ein wichtiger Standortfaktor. Der Mehrwert durch musikalische Bildung ist nicht zu unterschätzen. Vor allem dann, wenn sie möglichst für alle angeboten werden soll: Im Schulunterricht, bei der Integration ausländischer oder gehandicapter Mitbürger, als sinnvolles Hobby in der Freizeit oder um der Vereinsamung von Senioren entgegenzuwirken. Es profitieren nicht nur einzelne Schüler, sondern die gesamte Gesellschaft.
Für ein solches Angebot benötigt es auch entsprechende Mittel. Doch im Vergleich wird deutlich, dass die Oldesloer Musikschule mit etwa zwölf Prozent des Gesamtetats verhältnismäßig wenig öffentliche Zuschüsse bekommt. Bundesweit sind es durchschnittlich 52, landesweit immerhin 35 Prozent.
Klar, dass die Oldesloer Musikschule für mehr Fairness wirbt und ein neues Finanzierungsmodell anstrebt, um auchin Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Das neue Konzept zu bewerten, obliegt am kommenden Mittwoch dem Oldesloer Ausschuss für Bildung, Soziales und Kultur (BSKA). Dort wird das neue Modell vorgestellt und darüber abgestimmt. Schade nur, dass der Öffentlichkeit keine genauen Zahlen genannt werden. Um eine breite Unterstützung in der Bevölkerung zu erfahren, braucht es etwas weniger Abstraktes als Prozentzahlen. Auch das wäre dann als Fairness zu bezeichnen – es wäre fair gegenüber dem Steuerzahler, der die mögliche Veränderung mitfinanzieren würde. Weiterlesen...