Stormarner Tageblatt 15.11.2021
Nach 16 Jahren Diskussion glauben die Politiker in Bad Oldesloe nicht mehr an eine Nachnutzung
Patrick Niemeier
Es nieselt, herbstliche Blätter fliegen am maroden „Medizinischen Bad“ in Bad Oldesloe vorbei. Ein Blick durch die Fenster: eine leere Küche, verstaubte Regale, irgendwer nutzt das Treppenhaus als Lagerraum. Das 1975 eröffnete Gebäude rottet vor sich hin. Bis 2004 war es vom medizinischen Bademeister Walter Faust genutzt worden.
Seit 15 Jahren wurden diverse Ideen zum Erhalt diskutiert: ein Fitnessclub, ein Haus für Vereine, Lager und Büroräume für die DLRG. All das ist vom Tisch. Auch wenn die DLRG nach dem Brand im Vereinsheim gerade eine neue Bleibe sucht, steht fest: das Medizinische Bad wird es nicht. Es ist einfach zu sanierungsbedürftig, zu schlecht geschnitten, zu teuer in der Unterhaltung: Es wird abgerissen.
2017 waren die Stadtwerke zuletzt von der Politik damit beauftragt worden, einen neuen Nutzer zu finden. Zuvor war es in der Travebad-Umbauphase als Lager genutzt worden, was den Zustand nicht verbesserte. 2015 bis 2018 konnten Teile des Gebäudes zur Obdachlosenunterkunft umfunktioniert werden. 2018 hatte man kurzfristig eine Lösung, doch der Interessent – ein Fitnessclub – sprang doch noch ab.
Ein Abriss war trotzdem in den politischen Gremien immer wieder ausgeschlossen worden. Doch jetzt haben alle Fraktionen eingesehen, dass es keine Nachnutzung geben wird. Schon Begehungen in den vergangenen Jahren hatten mehr Fragezeichen als Antworten geliefert. Der Zustand der Immobilie war schlechter als angenommen.
Den Anstoß gab jetzt die SPD. Sie stellte im Hauptausschuss den Antrag auf Abriss. Alles andere sei keine Option mehr. Zunächst überzeugte das nicht alle politischen Vertreter. Die Grünen pochten zunächst noch darauf, dass man schauen müsse, ob eine Nachnutzung nicht doch irgendwie möglich sei. Auch Andreas Lehmann (parteilos) und die FBO wollten erst eine Art Gesamtkonzept, damit man auch wisse, was man dort entstehen lassen will, wenn die Fläche frei sein wird.
Denn auch die Zukunft der benachbarten Jugendherberge sei schließlich noch komplett ungeklärt. Saniert werden muss diese definitiv, ob sie ab 2023 noch eine Jugendherberge ist, steht in den Sternen. Sollte man das nicht vielleicht gleichzeitig planen? Problematisch sei außerdem, dass unter dem Bad die Umkleiden des Travebads liegen, gab Stadtwerke-Leiter Jürgen Fahl zu bedenken. Er riet davon ab, abzureißen, ohne einen Plan für danach zu haben. So entstünden nur „Zwischenkosten“, weil die Umkleiden ja mitgedacht werden müssen. Die Kosten für einen Abriss seien 2019 auf 360 000 Euro geschätzt worden. Wenn man wisse, was danach entstehe, wenn es ein Konzept gebe, könne man die Umkleiden in den Neubau mit einbeziehen.
Deutlich wurde aber Horst Möller von der CDU. „Wer soll das planen? Wer soll das bezahlen? Dann planen wir jetzt 15 Jahre und in der Zeit verfällt das Haus weiter?“, fragte er. Nein, dann lieber erstmal eine Ruine weniger in der Stadt.
Ähnlich argumentierte die FDP. Der Abriss sei alternativlos. Alles andere sei mittlerweile Zeit- und Geldverschwendung.
Nach einer Sitzungsunterbrechung waren sich jedoch Fraktionen einig. Das medizinische Bad muss abgerissen werden. Was danach entsteht, sei Zukunftsmusik und aktuell noch nicht relevant.