Guido Behsen, Mahé Crüsemann, Patrick Niemeier
Vom Wahlkampf zum Wahlkrampf
Stell dir vor, es ist Wahlkampf, aber niemanden interessiert es so wirklich. Das verbale Duell zwischen den Bürgermeisterkandidaten Tom Winter und Jörg Lembke in Bad Oldesloe lockte kaum neugierige Kreisstädter in die Stormarnhalle. Die Gründe mögen vielschichtig sein: so ist noch immer Pandemie und Menschen meiden aus Vorsicht größere Ansammlungen mit Artgenossen. Gleichzeitig war es nicht wie 2016, als sich vier neue Kandidaten präsentierten, die Nachfolger von Tassilo von Bary werden wollten. Den Bürgermeister kennt man. Man mag ihn oder halt nicht. Und Tom Winter, kennt man durch sein politisches Engagement oder lernt ihn in seinem Wahlbüro kennen. Warum also in der kühlen Stormarnhalle einen sonnigen Abend verplempern? Gute Frage. Dann spielte auch noch der HSV im DFB-Pokal-Halbfinale. Ein Ereignis, das zuletzt auch eher selten vorkam. Dass das Spiel für die Hamburger eine Enttäuschung werden würde, war nicht unbeding zu erwartetn. Nun weiß man nicht, was schlimmer war: das Spiel des HSV oder der seltsam blutleere Schlagabtausch der beiden Kandidaten in der Stormarnhalle. Carsten Kock moderierte souverän wie ein Mann, der schon alle Kandidaten des Nordens gesehen hat ( hat er wohl auch ) durch einen Abend mit dem Charme eines Kaffeekränzchens. Hier und da war man unterschiedlichee Meinung, aber das wurde dann mit einer Kockschen Anekdote weggewischt. Es tat nicht weh, sich das anzuschauen, es langweilte höchstens. Kaum jemand wird anhand dieses Abends seine Wahlentscheidung treffen – hofft man zumindest.
Vom Coronavirus, das nicht verschwunden ist
Das Wort „stattfinden“ hat einen formellen, nüchternen Klang. Doch in diesen Tagen schwingt immer auch eine Prise Euphorie mit, wenn etwas stattfindet oder stattgefunden hat. Das Maibaumfest in Reinbek – findet wieder statt. Die Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr, des Schützen- oder Sportvereins – hat wieder stattgefunden. Flohmärkte, Ausflüge, Aufführungen – finden wieder statt. Klar: Es ist das Wörtchen „wieder“, das aus dem lange Zeit vertrauten, ja selbstverständlichen Ereignis etwas Besonderes macht. Konnte man sich zu Beginn der Corona-Pandemie kaum vorstellen, wie sehr unser Leben von dem Virus bestimmt und beschränkt werden würde, stellte sich schon bald die bange Frage, wann wir unseren Gepflogenheiten überhaupt wieder regelmäßig und mit der Gelassenheit von einst werden nachgehen können. Eine Frage, die sich auch jetzt, wo so manches wieder stattfindet, nicht seriös beantworten lässt. Und so schwingt neben der Euphorie auch noch etwas anderes mit: Unsicherheit. Viele Verbote und Regulierungen mögen verschwunden sein, das Virus ist es nicht. Damit es kein Comeback feiert wie aktuell viele Veranstaltungen, sind Vorsicht, Rücksicht und im Zweifel auch mal freiwilliger Verzicht vonnöten. Weiterlesen...