Stormarner Tageblatt 26.04.2022
Corona-Pandemie hat in Eventbranche tiefe Spuren hinterlassen / Auch Weihnachtsmarkt fraglich
Patrick Niemeier
Bühnen in der ganzen Fußgängerzone, Buden quer durch die Einkaufsstraßen und drei Tage Party für die unterschiedlichsten Generationen – das wird es auch 2022 in Bad Oldesloe noch nicht wieder geben. Das für 2020 geplante, zunächst verschobene und dann abgesagte Stadtfest wird auch 2022 nicht nachgeholt. Das bestätigt Inken Kautter, Leiterin der Kultur-Abteilung der Stadtverwaltung, zu der auch der Veranstaltungsbereich gehört. Mehr noch: Ob es 2023 mit der Stadtfest-Tradition weitergeht, stehe noch nicht fest, wie Bürgermeister Jörg Lembke unlängst sagte.
Das bisher letzte Stadtfest fand 2018 statt. Das Stadtfest 2020 war bereits komplett fertig geplant, musste dann aber aufgrund der Pandemielage verschoben und schließlich abgesagt werden. Das bedauert vor allem auch die lokale Kultur- und Musikszene. Denn das Stadtfest in der Kreisstadt hatte sich zu einer wichtigen Plattform für lokale und regionale Bands und Vereine entwickelt. Doch die Lockerungen der Corona-Regeln und die theoretische Möglichkeit größere Veranstaltungen zu organisieren, führen nicht automatisch dazu, dass quasi aus dem Stand wieder alle gewohnten Feste stattfinden.
Die zahlreichen Veranstaltungabsagen, strenge Corona-Regeln und damit verbundene Planungsunsicherheit haben in der Event-Branche ihre Spuren hinterlassen. „Da muss man erstmal schauen, wer noch da ist und mit wem man was machen kann“, benannte der Oldesloer Verwaltungschef kürzlich die Hauptproblematik. „Die ganze Branche ist kräftig durchgeschüttelt worden. Es gab auch einige Unternehmen, die pleite gegangen sind. Auf die kann man natürlich nicht mehr zurückgreifen“, sagt auch Kautter.
Was das Finden einer neuen Veranstaltungsagentur für zukünftige Stadtfeste in der Kreisstadt angeht, sei sie aber vorsichtig optimistisch. „Genau sagen kann man es nicht. Das wäre ja schon ein Blick in die Glaskugel“, schränkt die Oldesloer Kulturchefin ein. „Aber generell stellen sich gerade einige Agenturen neu auf und gerade langfristige Kooperationen sind natürlich gefragt.“
Kautter wird indes bald nach Göttingen wechseln und somit beim nächsten möglichen Stadtfest nicht mehr im Amt sein. Sie wisse aber, dass ihr Team im städtischen Kulturbüro bereits an einer Ausschreibung arbeite.
Dabei sei weniger die langfristige Planung größerer Events ein Problem, sondern eher das Umsetzen spontaner Ideen oder notwendiger Anpassungen. „Die Auftragsbücher der Agenturen und Dienstleister, die bisher Corona überstanden haben, sind voll. Sie sind sehr gut gebucht und daher ist es nicht mehr so einfach wie früher, mal eben etwas zu realisieren, was früher Agenturen quasi nebenbei mitmachen konnten“, erklärt Kautter. Hinzu komme, dass sich Personal aus der Branche beruflich als Reaktion auf Pandemie und Shutdown umorientiert habe. In Ahrensburg führte unter anderem diese Problematik ebenfalls dazu, dass das Stadtfest 2022 nicht stattfinden wird. Es sei trotz intensiver Bemühungen nicht möglich gewesen, die entsprechenden Dienstleister in ausreichender Zahl zu finden, teilte das Ahrensburger Stadtforum mit, das Veranstalter des Stadtfests ist.
Unklar ist derweil in Bad Oldesloe, ob es 2022 einen kleinen Weihnachtsmarkt vor dem Kultur- und Bildungszentrum geben könne. Mit dem Veranstalter – mit dem man nach der Premiere 2019 eine Fortsetzung für 2020 und 2021 angedacht hatte – bestehe keine Zusammenarbeit mehr, wie Bürgermeister Jörg Lembke sagt. 2021 war der Markt trotz Genehmigung durch die Stadt relativ kurzfristig abgesagt worden. Damals hieß es von Veranstalterseite, dass die Corona-Regeln mit 2G und Einzäunung zu streng seien, um den Markt wirtschaftlich betreiben zu können. Dadurch bleibt der Weihnachtszauber vor dem Kub im Jahr 2019 bisher ein einmaliges Event. Es werde ebenfalls noch nach einem neuen Ausrichter gesucht, sagt Kautter. Vorgreifen könne man auch hier nicht. Generell rechne man aber sowohl mit einem Weihnachtsmarkt 2022 als auch mit einem Stadtfest 2023.