Freude und Enttäuschung bei Direktkandidaten

Stormarner Tageblatt  10.05.2022

Landtagswahl in Stormarn: Das sind die Statements zum Ergebnis in Schleswig-Holstein

Bei den Kandidaten gab es gemischte Reaktionen. Sönke Ehlers/hfr/Sven Brauers/HIRes/Patrick Niemeier
Bei den Kandidaten gab es gemischte Reaktionen. Sönke Ehlers/hfr/Sven Brauers/HIRes/Patrick Niemeier

Bad Oldesloe Selbst der strahlende Sieger im Wahlkreis Stormarn-Mitte wusste, wem er seinen Erfolg ein gehöriges Stück mit zu verdanken hatte. „Ich habe im Wahlkampf Menschen getroffen, die zugaben, sonst nie die CDU zu wählen. Aber diesmal würden sie es machen“, verriet Tobias Koch, „und zwar wegen Daniel Günther.“ Von der Popularität des Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten profitierte also auch der Ahrensburger, der als Fraktionschef der CDU im Kieler Landtag eng mit Daniel Günther zusammenarbeitet. Koch konnte sein Ergebnis bei den Erststimmen im Vergleich zu 2017 noch einmal steigern und die von ihm selbst angepeilte 40-Prozent-Marke mit 40,3 Prozent tatsächlich knacken: „Dabei war mir bewusst, dass das ein ziemlich ambitioniertes Ziel war.“
Dem SPD-Kandidaten Thies Grothe war angesichts der Umfragen schon vor der Wahl klar, dass der Fraktionschef der CDU wieder das Direktmandat für den Wahlkreis gewinnt. Das Sabine Rautenberg (Grüne, 23,1 Prozent) sogar noch an ihm vorbeizieht, überrascht ihn auch nicht. „Man musste mit einem engen Rennen rechen“, sagt der 42-Jährige, der in seinem Wahlkreis mehr Stimmen für sich gewinnen konnte, als seine Partei (Zweitstimme: 15,6 Prozent, Erststimme: 20 Prozent). Das sei „ganz nett, aber mehr auch nicht“. „Gefreut hat mich gestern gar nichts“, sagt Grothe. Ein „katastrophales Ergebnis“ der Sozialdemokraten – „das muss man erstmal ein bisschen sacken lassen.“ 21-jähriger Grünen-Politiker freut sich über den Stimmen-Zuwachs
Nils Bollenbach, der Grünen-Kandidat im Wahlkreis Stormarn-Nord, der bereits 2021 für den Bundestag kandierte freut sich über sein Ergebnis. Satte 7.796 Stimmen (17,7 Prozent) konnte der 21-Jährige für sich gewinnen. „Ich habe in Sachen Erststimmen einen Zuwachs erreichen können, für das Direktmandat hat es dann aber doch nicht gereicht. Die Chance darauf war natürlich auch klein. Das wusste ich. Ich werde jetzt nach zwei Wahlkämpfen etwas kürzer treten. Ich kann mir aber vorstellen nochmal 2025 für den Bundestag zu kandidieren.“
Kürzer treten wird auch FDP-Politikerin Anita Klahn – allerdings unfreiwillig. Die 62-Jährige, die bei der Landtagswahl 2017 noch über einen Listenplatz in den Kieler Landtag einzog und seit 2009 Landtagsabgeordnete war, stand in diesem Jahr überraschend nicht auf einem der vorderen Listenplätze. Für sie stimmten 6,3 Prozent der Wähler (Stormarn-Nord). Sowohl sie als auch ihr Parteikollege Volker Dahms (Stormarn-Süd) verloren im Vergleich zu 2017 leicht an Erststimmen (rund 1 Prozent). Deutlicher fielen die Verluste bei den Zweitstimmen der Liberalen aus: minus 5,4 Prozent im Norden, minus 6,3 Prozent in der Mitte, minus 6,8 Prozent im Süden. „Das Wahlergebnis ist mehr als enttäuschend. Die Stormarner FDP hat auf den Bekanntheitsgrad des Spitzenkandidaten Buchholz und dessen gezielte Kampagne gesetzt. Die Strategie der FDP besonders auf Jungwähler zu setzen, muss überdacht werden. Politik muss in allen Themenfeldern generationenübergreifend gedacht und gestaltet werden“, sagt Klahn.
Für die Linken war die Wahl ein Debakel – sowohl auf Landesebene als auch in allen drei Stormarner Wahlkreisen. „Das Ergebnis ist eine Enttäuschung. Wir lassen und aber nicht entmutigen. Die SPD war auch totgesagt und stellt jetzt den Kanzler. Ich setze mich weiter für ein buntes und sozial gerechtes Schleswig-Holstein ein“, sagt Hendrik Holtz (Stormarn-Nord), der lediglich 2,4 Prozent der Erststimmen für sich gewann.

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Ein Wahlkampf voller Fairness und Respekt

Stormarner Tageblatt  10.05.2022

Bürgermeisterkandidaten in Bad Oldesloe stoßen am Wahlabend an

Bürgermeister Jörg Lembke bei seiner Siegesrede im Rathaus. Im Hintergrund Tom Winter.  Patrick Niemeier
Bürgermeister Jörg Lembke bei seiner Siegesrede im Rathaus. Im Hintergrund Tom Winter. Patrick Niemeier

Bad Oldesloe Es ist kurz nach 22 Uhr am Wahlsonntag, 8. Mai. Die Türen des historischen Rathaus in Bad Oldesloe am Marktplatz sind weit geöffnet. Das Licht scheint auf eine kleine Partygruppe vor den Türen. Es wird gelacht und geklatscht und gescherzt. Sekt wird ausgeschenkt, Bierflaschen kreisen.
Lokalpolitiker der verschiedensten Fraktionen haben sich im Saal versammelt. Sie diskutieren das Landtagswahlergebnis, aber vor allem auch den Ausgang der Bürgermeisterwahl. Es steht mittlerweile fest, dass Jörg Lembke die Wahl nicht mehr verlieren kann. Der neue und alte Verwaltungschef nimmt Gratulationen entgegen und hält auch eine Rede. Dann stößt er mit einem der Gratulanten an. Es ist Herausforderer Tom Winter, der seine Glückwünsche überbringt und sich anschließend mit dem Gewinner minutenlang über die Wahl austauscht. Die Szenerie wirkt fast schon freundschaftlich – wie das Aufeinandertreffen zweier Fußballspieler aus gegnerischen Mannschaft nach einem fairen Kick. „Ich glaube wir sind gar nicht so weit auseinander in vielen Positionen“, sagt Lembke dann auch zu einer Grünen-Stadtverordneten, die lächelt und sagt: „Na, wollen wir mal sehen“. Die Grünen hatten im Wahlkampf Lembke-Herausforderer Winter unterstützt.
Es ist viel gesagt und geschrieben worden über den Umgang in der Oldesloer Lokalpolitik untereinander oder das gespaltene Verhältnis zwischen Verwaltung und Politik. Doch das hier ist eine Art Familientreffen. Klar, da ist dann auch mal der eine oder andere Onkel dabei, den man nicht jede Woche sehen muss. Es mag kitschig klingen: Aber nach einem bereits respektvoll geführten Wahlkampf liegt irgendwie eine unerwartet friedliche Stimmung über dem Raum. Gewinner und Verlierer der Wahl feiern gemeinsam in einem Saal. Keine Vorwürfe, keine Wut und tatsächlich fließen maximal Tränen der Freude im Team des Siegers.

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Jörg Lembke will die Ernte einfahren

Stormarner Tageblatt  10.05.2022

Der Amtsinhaber hat sich in Bad Oldesloe gegen Herausforderer Tom Winter durchgesetzt

Faire Geste: Herausforderer gratuliert dem wiedergewählten Jörg Lembke.  Patrick Niemeier
Faire Geste: Herausforderer gratuliert dem wiedergewählten Jörg Lembke. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Bad Oldesloe hat gewählt und was sich in den vergangenen Wochen des Wahlkampfes schon andeutete, ist eingetreten: Jörg Lembke ist zum zweiten Mal zum Bürgermeister in der Kreisstadt gewählt worden. Im Endeffekt setzte er sich nach einem relative ruhigen und respektvollen Wahlkampf gegen Herausforderer Tom Winter recht deutlich mit 64,57 zu 35,43 Prozent der Stimmen in den insgesamt 17 Wahlbezirken durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,7 Prozent.
Lembke war im Wahlkampf von den Freien Wählern und der FBO unterstützt worden. Die FDP und die CDU empfohlen zumindest seine Wahl im Vergleich zu Winter.
Viel Lob hatte Lembke in den vergangenen Wochen dafür erhalten, dass er sich kompromissbereit und offen für neue Ideen zeigte und Kritik an seiner Person annahm. „Ich bedanke mich bei den Wählern für das deutliche Ergebnis. Ich freue mich darauf, die Projekte fortzusetzen, die wir angegangen sind. Die Oldesloer werden in den nächsten sechs Jahren sehen, wie gut sich Bad Oldesloe entwickelt“, sagte Lembke, der immer betont hatte, dass er die Ernte seiner Arbeit einfahren wolle. Ausdrücklich bedankte er sich auch für den fairen und respektvollen Wahlkampf. „Herr Winter hat mir eben gerade auch schon gratuliert“, betonte der alte und neue Oldesloer Bürgermeister. Winter war von den Linken, den Grünen, der eigenen Stadtfraktion sowie dem parteilosen Andreas Lehmann und der SPD ins Rennen geschickt worden. Während er in Ausschüssen und Stadtverordnetenversammlung als relativ offensiv und direkt in seinen Argumentationen gilt, gab es Kritik, dass er den Wahlkampf etwas zögerlich angegangen sei. Er punktete hauptsächlich bei den Themen Bildung, Digitalisierung und Familienpolitik.
Er selbst zeigte sich „nicht unzufrieden, aber natürlich auch nicht wirklich zufrieden“ mit dem Ergebnis. „Glücklich wäre ich gewesen, wenn ich gewonnen hätte. Zufrieden, wenn es wenigstens so 40 oder 45 Prozent gewesen wären“, sagte er. Er gratulierte Jörg Lembke fair und stieß sogar mit ihm mit einem Bier an. „Ich werde mich weiter politisch einbringen als Stadtverordneter. Es war nie mein erstes Ziel Bürgermeister zu werden, als ich in die Politik ging, also ist es auch kein Weltuntergang. Ich hätte gerne mehr Prozente geholt, aber es ist jetzt, wie es ist“, sagte der unterlegene Herausforderer.
Ob er in sechs Jahren nochmal antrete „möchte ich nicht generell ausschließen, aber kann ich jetzt auch noch nicht sagen“, betonte Winter. „Aber ich möchte nochmal sagen, dass es ja auch vor einem Jahr noch nicht mein Ziel war Bürgermeister zu werden“, so Winter. „Ich war heute nicht aufgeregt, sondern nur gespannt. Ich bin jetzt auch erleichtert, dass der Wahlkampf vorbei ist. Für mich ändert sich jetzt ja nicht viel. Mein Leben geht so weiter, wie es vorher war und das ist absolut okay“, so der faire Unterlegen.

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CDU-Trio holt sich die Direktmandate

Stormarner Tageblatt  09.05.2022

In allen drei Stormarner Wahlkreisen gewinnen die Christdemokraten den Sitz im Kieler Landtag

Claus Christian Claussen (v. l.) , Lukas Kilian und Tobias Koch. CDU Schleswig-Holstein/Sönke Ehlers
Claus Christian Claussen (v. l.) , Lukas Kilian und Tobias Koch. CDU Schleswig-Holstein/Sönke Ehlers
 

Guido Behsen und Susanne Link

Claus Christian Claussen, Tobias Koch und Lukas Kilian – das Stormarner CDU-Trio hat es erneut geschafft. Sie ziehen wie auch bei der Landtagswahl im Jahr 2017 als direkt gewählte Abgeordnete in den schleswig-holsteinischen Landtag ein. (Stand: 20:40 Uhr)

Claussen sitzt im Landtag, Klahn (FDP) nicht
Claus Christian Claussen setzt sich im Wahlkreis Stormarn-Nord nach der Auszählung von 63 von 83 Stimmbezirken mit 46,7 Prozent gegen den SPD-Kandidaten Mehmet Dalkilinc durch. 2017 gewann der Rechtsanwalt aus Bargteheide das Direktmandat mit 38,7 Prozent der Erststimmen.
Für die Direktkandidatin der FDP, Anita Klahn, ist mit dieser Wahl das Ende ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete besiegelt. Sie zog 2017 über die Landesliste in den Kieler Landtag ein. Doch in diesem Jahr stand die 62-Jährige, die in Bad Oldesloe wohnt, überraschend nicht auf einem der vorderen Listenplätze. Mit dem Sieg von Claussen im Wahlkreis 28 ist auch die letzte Hoffnung – das Direktmandat – nicht in Erfüllung gegangen.

Koch (CDU) gewinnt Wahlkreis Stormarn-Mitte
Tobias Koch, der in Ahrensburg lebt, gewinnt den Wahlkreis Stormarn-Mitte nach der Auszählung von 67 von 75 Stimmbezirken mit 40,8 Prozent vor Thies Grothe (SPD, 19,6 Prozent). 2017 gewann der CDU-Politiker das Direktmandat mit 39,1 Prozent der Erststimmen. Der 48-Jährige zeigte sich bereits nach seiner Stimmabgabe am Schulzentrum am Heimgarten zuversichtlich. „Die Stimmung an den Wahlständen war gut“, sagte Koch. Ausgesprochen gut war auch seine Laune am Abend. Dabei habe es ihn etwas beunruhigt, dass in seinem Wahllokal kaum Betrieb war, als er seine Stimme abgab. „Da habe ich kurz befürchtet, die Leute denken womöglich, die Wahl sei schon entschieden“, so Koch, der auch Fraktionschef der CDU im Kieler Landtag ist. Als solcher rechnet er mit ersten Gesprächen bezüglich der kommenden Regierung in der übernächsten Woche. Koch: „Die kommende Woche wird noch ganz im Zeichen der Wahl in Nordrhein-Westfalen stehen.“
Auch wenn es für Dr. Bernd Buchholz (FDP) mit 8,6 Prozent nicht für einen direkten Sieg in seinem Wahlkreis (Stormarn-Mitte) gereicht hat, wird er weiterhin im Kieler Landtag sitzen. Schließlich ist er Spitzenkandidat der Liberalen und auf dem ersten Listenplatz seiner Partei. Kurz nach der Bekanntgabe der ersten Prognose um 18 Uhr forderte der FDP-Politiker eine stabile Regierung der Mitte zu bilden: „Das wollen wir auch und das werden wir auch.“ Und weiter: „Wenn daraus wird, dass wir am Ende in Schleswig-Holstein mitregieren, dann wird am Ende alles gut.“

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Lembke auf Siegkurs in Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt  09.05.2022

Der Amtsinhaber wird auch der nächste Bürgermeister sein

Jörg Lembke feierte die Siege in den ersten Wahlbezirken mit seiner Frau und den drei Söhnen.  Patrick Niemeier
Jörg Lembke feierte die Siege in den ersten Wahlbezirken mit seiner Frau und den drei Söhnen. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Amtsinhaber Jörg Lembke oder Herausforderer Tom Winter? Diese Frage beantworteten die Oldesloer am Sonntag an den Wahlurnen. Die klare tendenz: Der bisherige Amtsinhaber ist auch der neue.
Zuvor hatte die sich die FDP in quasi letzter Sekunde doch noch zu einem Kandidaten bekannt: nämlich Jörg Lembke. „Ich habe bei Tom Winter nicht gemerkt, dass er klare Ideen oder Visionen für Bad Oldesloe hat. Für einen Herausforderer war das zu wenig“, sagt die FDP-Stadtverordnete Anita Klahn. „Jörg Lembke hat währenddessen in den vergangenen Wochen viel gesprächs- und kompromissbereitschaft gezeigt. Er ist offen für neue Ideen, geht auf Kritik ein und hat sich in den vergangenen Jahren auch entwickelt“, sagt Klahn.
Für Lembke hatten sich zuvor bereits die Freien Wähler, die FBO und die CDU ausgesprochen. Tom Winter wurde derweil vom rot-rot-grünen Lager rund um Die Linke, die SPD, die Grünen, die Stadtfraktion und den parteilosen Andreas Lehmann entwickelt. Es kam also am Sonntag zu einer Wahl zwischen dem eher konservativ-liberalen und dem rot-grünen Lager in der Kreisstadt.
Bei einer nicht repräsentativen Umfrage unter 120 Online-Lesern des Tageblatts, gingen 67,5 Prozent davon aus, dass sich Lembke durchsetzen werde. 32,5 Prozent setzten auf Winter. Das deckte sich aber bereits mit der Stimmung, die sich im Wahlkampf zeigte.
Sowohl Lembke als auch Winter stellten sich am Samstag in der Stadt nochmal dem direkten Gespräch mit den Bürgern der Kreisstadt. Die ersten Ergebnisse aus den Wahlbezirken zeigten eine deutliche Tendenz, die sich bei jedem weiteren ausgezählten Bezirk ähnlich fortsetzte. In den ersten sechs setze sich jeweils Amtsinhaber Jörg Lembke deutlich durch. Tom Winter wollte gegen 20 Uhr allerdings noch nicht von einer Niederlage sprechen. „Ich glaube noch immer, dass ich die Wahl gewinnen kann. Es ist nur eine erste Tendenz aus kleinen Bezirken“, glaubte er da noch. Doch umso länger der Abend, desto deutlicher wurde Lembkes Vorsprung.
Bei Redaktionsschluss lag dieser bei 67 zu 33 Prozent nach ausgezählten neun von siebzehn Wahlbezirken in der Kreisstadt. „Es ist noch nicht komplett entschieden“, trat der Bürgermeister noch ein wenig auf die Euphoriebremse, während seine Familie und zahlreiche Wahlhelfer bereits auf dem Marktplatz feierten. Der alter – und offenbar auch neue – Bürgermeister ließ sich davon dann aber doch auch mitreißen, während erste Glückwunsch-Nachrichten auf dem Handy eintrudelten und Lembke–Fans mit Plakaten auf dem Marktplatz tanzten.

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