Stormarner Tageblatt 13.02.2021
Aerosol-Ausstoß ist in Corona-Pandemie-Zeiten ein großes Problem, dadurch müssen neue Ideen für Chöre und Ensembles her
Patrick Niemeier
Bad Oldesloe Chorsänger singen oft im Chor, weil sie ihr Hobby gemeinsam und nicht alleine unter der Dusche oder in einem Probenraum erleben wollen. Und gerade Chorsänger trifft der Shutdown weiterhin doppelt hart. Denn sowohl das Singen an sich und der damit verbundene Aerosol-Ausstoß als auch das Zusammenkommen mit mehr als einer Person außerhalb des eigenen Haushalts sind aktuell erlaubt.
„Wann es mit Chören und Ensembles weitergehen kann, ist ja noch gar nicht abzusehen. Da muss man die Entwicklungen noch abwarten“, weiß Bad Oldesloes Musikschulleiter Marian Henze. Er selbst ist als Gesangslehrer tätig und darüber genauso traurig wie besorgt, wie seine Kollegin Yvonne Dombrowski. Doch jetzt wollen sie gegen die gesangslose Zeit zusammen angehen. Dazu haben sie eine Idee entwickelt, die sich aus ihrer Beteiligung an einem Adventssonntags-Streaming ergab: gemeinsames Singen mit Mitbürgern vor der Webcam. Das ersetze zwar das Gefühl, tatsächlich zusammen in einem Raum zu musizieren, nicht, aber es lasse ein Gefühl von Gemeinschaft erahnen, soweit das halt im Rahmen der digitalen Welt möglich ist. Dombrowski möchte ab Donnerstag, 18. Februar, ein wöchentliches Online-Singen anbieten. „Es ist kein Konzertformat und es ersetzt auch keinen Chor“, berichtet sie über das Konzept. Aber sie freue sich trotzdem auf die neuen Erfahrungen, das Adventssingen habe viel positive Resonanz erfahren.
„Es wird so ablaufen, dass jeder sich und mich hört, aber nicht die anderen Mitsängerinnen und Mitsänger“, beschreibt sie die Technik. Damit sei gewährleistet, dass es nicht durch die verschiedenen Internet-Übertragungsgeschwindigkeiten zu großen Ungenauigkeiten komme. Vielleicht sei es außerdem eine Möglichkeit, manchen Teilnehmern die Sorge zu nehmen, sie würden jetzt gerade vor allen singen. Eingeplant sind Volkslieder, Pop-Songs, aber auch Evergreens oder ganz explizit, was sich Teilnehmer wünschen. Bis Sonntag, 14. Februar, können daher auch Wunschlieder eingereicht werden.
„Unser Ziel ist es, so gemeinsam gegen den Corona-Blues und mögliche Einsamkeit im Home-Office anzusingen“, sagt Henze. Für Dombrowski, die normalerweise auch als Musikerin und Perfomerin auf den Bühnen unterwegs ist, sind Online-Unterricht und digitale Formate momentan der einzige Weg, ihrem Beruf und ihrer Berufung nachzugehen. „Aktuell schreibe ich noch Musik für Theaterstücke und hoffe, dass diese auch zeitnah aufgeführt werden“, sagt sie. Für die Möglichkeit zu unterrichten und das Engagement der Musikschule sei sie in diesen Zeiten doppelt dankbar. „Es fehlt aber nicht nur das Singen, sondern auch der Austausch untereinander, ist uns aufgefallen“, führt sie weiter aus. Daher wird es nach 45 Minuten digitalem Singen auch je 15 Minuten geben, in denen Fragen gestellt werden können oder einfach ein wenig geschnackt wird. Es sei in diesem Rahmen auch eine Chance , Fragen zu beantworten, was zum Beispiel normalerweise im Gesangsunterricht eigentlich passiert. „Momentan ist dieser Weg für uns die einzige Möglichkeit, als Gesangslehrerinnen mit interessierten Leuten im Kontakt zu sein. Sonst klopfen sie einfach mal an die Tür, das geht natürlich jetzt nicht“, sagt Dombrowski.
Anmelden kann man sich für die vier geplanten Termine, 18.2, 25.2, 4.3 und 11.3. unter info@oldesloer-musikschule.de oder telefonisch unter (04531) 80 48 98. Wunschsongs können bis 14. Februar ebenfalls an diese E-Mail-Adresse geschickt werden. Die ersten fünf Einsendungen sollen für die erste Ausgabe berücksichtigt werden. „Wir hoffen damit vielen Menschen wieder Spaß am gemeinsamen Singen zu ermöglichen“, sagt Musikschulleiter Henze.