Heißer Sommer bestätigt Prognosen

Stormarner Tageblatt  20.09.2022

Klimaanpassungskonzept soll im Kreis die Folgen von Hitze und Trockenheit verringern

Die Stadt Bad Oldesloe kam zum Teil mit dem Bewässern der Grünanlagen kaum hinterher.  Patrick Niemeier
Die Stadt Bad Oldesloe kam zum Teil mit dem Bewässern der Grünanlagen kaum hinterher. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Ausgetrocknete Bachläufe, vertrocknete Grünflächen, Gemeinden, die mit dem Bewässern kaum hinterherkommen und Felder, die bei der Ernte in Brand geraten. Jetzt, nachdem der enorm heiße August vorbei ist, immer häufiger dunkle Wolken am Himmel über Stormarn auftauchen und es regelmäßiger regnet, sind die Diskussionen über starke Trockenheit und ihre Konsequenzen leiser geworden.
Doch dass die Auswirkungen des von Menschen mit verursachten Klimawandels auch in Stormarn in diesem Jahr bereits deutlich zu spüren waren, wird von Experten immer wieder betont. Dafür sprechen auch einige Fakten.

Sommer 2022 einer der vier wärmsten seit 1881
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) gehört der Sommer 2022 zu den vier wärmsten in Deutschland seit 1881. Er liegt auf Platz sechs, was die trockensten Sommer seit 1881 angeht und erreichte deutschlandweit nach vorläufigen Berechnungen einen Durchschnitt von 19,02 Grad. „Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben“, betont Uwe Kirsche, Pressesprecher des DWD. Auch wenn Schleswig-Holstein mit einem Durchschnitt von nur 17,5 Grad bundesweit das Schlusslicht war, fiel in Grambek im Herzogtum-Lauenburg am 20. Juli mit 39,7 Grad der bisherige Hitzerekord des Landes Schleswig-Holstein.
Auch in den Gewässern bemerkte man die zu langen Trockenphasen ohne viel Regen deutlich. Während die größeren Flüsse Bille, Alster und Trave noch zwischen niedrig und normal lagen, sah es bei kleineren Gewässern laut der Wasserbehörde schlechter aus, wie die Kreisverwaltung Stormarn bestätigte.
Es sei zum Teil kein Wasser mehr nachgekommen. Der Zufluss sei entsprechend versiegt. „Die kleineren stehenden Gewässer, Teiche und Tümpel erlitten Wassermangel. Hier schlagen die hohen Lufttemperaturen zu, die für mehr Verdunstung sorgen“, sagt Kreissprecher Gregor Tuscher. Allerdings seien diese Phänomene bei den hochsommerlichen Temperaturen in einem heißen Sommer nicht ungewöhnlich. Bauhöfe im Kreis Stormarn bestätigten, dass sie deutlich mehr bewässern mussten, als in den vorherigen Sommern. Zahlreiche Bäume im öffentlichen Raum litten stark unter den Auswirkungen der starken Sonneneinstrahlung bei gleichzeitiger Trockenheit aufgrund nur weniger Regenfälle.

Tropische Nächte im Kreis Stormarn
Das, was Klimaforschern und Klimaschützern Sorgen bereitet, ist auch nicht nur die akute Trockenheit der vergangenen Monate, sondern vor allem, dass solche Sommer zur Normalität werden könnten und sich Tendenzen sogar verstärken. Laut DWD könne die mittlere Temperatur der Jahre 2022 bis 2028 in Deutschland 0,5 bis 1 Grad zu warm sein. Und das verglichen mit dem Durchschnitt von 9,3 Grad Celsius der als recht warm geltenden Periode von 1991 bis 2020.
Bisher lag die aktuelle Durchschnittstemperatur (Datenerhebung 1971 bis 2000) in Stormarn bei 8,7 Grad im Jahr. Tropische Nächte gab es laut der Daten des untersuchten Vergleichszeitraums keine im Kreis. Bis 2065 könnte ihre Zahl laut der Berechnungen auf bis zu elf im Jahr ansteigen.
„Klimaprojektionen belegen die Verstärkung bereits erkennbarer Klimafolgen“, betont Anne Munzel, Klimaschutzmanagerin beim Kreis Stormarn. „Zu den Klimafolgen gehören unter anderem die Zunahme von Hitze-und Trockenperioden sowie veränderte Niederschlagsmuster mit möglichen Starkregenereignissen“, erklärt sie weiter. Diese prognostizierten Phänomene habe man im Sommer bereits beobachten können.
Damit die Folgen des bereits nicht mehr aufzuhaltenden Klimawandels auch im Kreis Stormarn bewältigt und abgefedert werden können, wird ein Klimaanpassungskonzept für den Kreis erstellt. Dafür nimmt in Kürze das Klimaschutzmanagement der Kreisverwaltung seine Arbeit auf, das aus Bundesmitteln gefördert wird.

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