DLRG nach Feuer vor dem Nichts

Stormarner Tageblatt  11.11.2021

Rätsel um Brandursache im sanierungsbedürftigen Verein: Polizei hat die Ermittlungen übernommen

Brandermittler der Kripo im ausgebrannten Vereinsheim der DLRG. Patrick Niemeier
Brandermittler der Kripo im ausgebrannten Vereinsheim der DLRG. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Pokale, Urkunden, Spiele, Zeitmessgeräte, Taucherflossen – alles ein Raub der Flammen. Sogar der Bus im Carport ist komplett ausgebrannt, das Büro kaum noch als solches zu erkennen. Decke und Wände sind eingestürzt – in der Brandruine sind Ermittler der Kriminalpolizei unterwegs, während Steffen Buchholz und Jonas Ueberschaer von der DLRG Bad Oldesloe fassungslos vor den noch leicht rauchenden Trümmern ihres Vereinslebens stehen. „Es ist alles verbrannt, was wir für unsere Jugendarbeit brauchten. Nur was in der Schwimmhalle gelagert ist, haben wir jetzt noch“, sagt Buchholz, stellvertretender Vorsitzender des DLRG-Ortsvereins.

Buttonmaschine und Spielesammlung zerstört
Gerade nach den Shutdowns wollte man eigentlich wieder die Jugendarbeit voranbringen. Doch wie soll das jetzt gehen? „Unsere Buttonmaschine und ähnliche Sachen sind verbrannt und was nicht vollkommen zerstört ist, kann nicht mehr genutzt werden. Wir haben nichts mehr“, sagt Buchholz. Auch der Ortsvorsitzende Jonas Ueberschaer blickt kopfschüttelnd in die Trümmer, während Kripo-Beamte Fragen stellen und selbst Fotos vom Brandort machen. Auch der Jugendbus der Lebensretter ist ausgebrannt. Diesen hatte die DLRG aus der Kreisstadt vor einiger Zeit kostengünstig von einer Firma kaufen können. Doch die Situation ist nicht nur tragisch, sondern auch heikel: Seit Jahren hatte die DLRG darauf hingewiesen, dass das Gebäude sanierungsbedürftig sei. Hätte die Stadt tätig werden müssen? Hätte diese Katastrophe für den Verein verhindert werden können?
Bei mehreren Ortsterminen in der alten Baracke am Kurpark zeigten sich erst kürzlich wieder Lokalpolitiker entsetzt über den Zustand. „Wir haben darüber gesprochen, ob die Sicherheit noch gewährleistet sei. Ich habe mich dort unwohl gefühlt. Es wirkte als könnte die Decke nass sein. Wir haben über eine Problematik mit Nagetieren im Haus gesprochen“, erinnert sich der partei- und fraktionslose Stadtverordnete Andreas Lehmann. Damals kam es auch zum Austausch über Brandschutz, Statik und Gesundheitsgefährdung. Man war sich einig, dass das Gebäude nicht mehr zu retten sei. Auch in mehreren Ausschüssen kam das Thema inzwischen zur Sprache. Eine Lösung als Alternativunterbringung oder wenigstens für ein Lager wurde nicht gefunden. Den Vorschlag, in ein sanierungsbedürftiges Gebäude neben der Schwimmhalle umzuziehen, hatte die DLRG abgelehnt. „Dass jetzt alles abgebrannt ist, ist sehr tragisch und natürlich wirft das alles Fragen auf, ob dort schneller hätte gehandelt werden müssen“, sagt Lehmann.
Die Brandermittler vor Ort können noch nicht sagen, was das Feuer ausgelöst hat, dass das Büro und die angrenzenden Räume komplett vernichtete. Noch am Mittwochabend sollte das Thema in der Lokalpolitik im Rahmen des Hauptausschuss behandelt werden. Die SPD hat einen Eilantrag gestellt. „Ich möchte den Brandermittlungen nicht vorgreifen und beteilige mich nicht an Spekulationen“, sagt Bürgermeister Jörg Lembke auf Nachfrage des Tageblatts. Es sei richtig, dass das Gebäude in städtischem Besitz gewesen sei, allerdings habe eine Nachfrage im Bauamt ergeben, dass es aufgrund der geringen Grundfläche nicht gezielt auf Brandschutzmaßnahmen hin untersucht worden sei. Dementsprechend könne er keine Aussagen zum Brandschutz treffen.
Ob die elektronischen Anlagen untersucht worden seien und wie deren Zustand gewesen sei, könne er nicht aus dem Stehgreif beantworten. „Die DLRG hatte aber versichert, beim Verlassen des Gebäudes sowieso jedes Mal die Hauptsicherung rausgenommen zu haben“, sagt Lembke.
Er sei erstmal froh, dass niemand verletzt worden sei. Jetzt soll zunächst akute Hilfe organisiert werden. Lembke berichtet, dass er bereits mit dem VfL Oldesloe, der Feuerwehr und dem THW gesprochen habe, wie man kurzfristig helfen könne, dass vor allem der Ausbildungsdienst gewährleistet bleibe. „Eine langfristige Lösung – die ja sowieso Thema war – ist jetzt nichts, was wir in den nächsten Wochen oder Monaten fix machen können“, sagt Lembke.

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Feuer zerstört Vereinsheim und Bus

Jetzt steht die DLRG Bad Oldesloe tatsächlich vor dem Nichts. Nachdem es lange Diskussionen darüber gab, wie es mit dem maroden Gebäude am Kurpark weitergehen könnte, das seit über zehn Jahr sanierungsbedürftig war, ist dieses am frühen Mittwochmorgen, 10. November, aus noch unbekannter Ursache abgebrannt. Auch der Vereinsbus der DLRG-Jugend wurde ein Raub der Flammen. Trotz eines schnellen und massiven Löscheinsatzes waren das Gebäude und das Fahrzeug nicht mehr zu retten. „Kurz vor fünf Uhr wurden wir von der Rettungsleitstelle alarmiert. Als wir die Anschrift auf den Alarmmeldern sahen war uns klar, dass es sich um den Stützpunkt der DLRG-Jugend handelt“, sagte Gemeindewehrführer Olaf Klaus.
„Es ist immer eine zusätzliche Belastung für unsere Einsatzkräfte, wenn wir zu bekannten Adressen anderer ehrenamtlicher Hilfsorganisationen alarmiert werden. Schnell werden da Erinnerungen wach, als im Juni 2011 ein Großfeuer den kompletten Stützpunkt des THW Bad Oldesloe zerstörte und ein Millionenschaden entstand.
Das THW Bad Oldesloe stand damals vor dem Nichts.“ Im Innen- und Außenangriff rückten die Feuerwehrleute unter Atemschutz gegen die Flammen vor. Zusätzlich war eine Drehleiter in Stellung gebracht und der Rettungsdienst stand zur Absicherung der Einsatzkräfte am Brandort bereit. Trotz eines schnellen und massiven Löscheinsatz brannte das Gebäude mit Büro, Küche, Aufenthaltsraum und einem Gerätelager aus. Auch der von einer Firma an die DLRG-Jugend gespendete Vereinsbus war nicht mehr zu retten.
Peter Wüst

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